Bibeltexterklärungen

Bibeltexterklärungen gibt es viele. Nur sind sie alle eher den Verstand befriedigend als das Gemüt und das pochende Herz. Denn: Wenn das Himmelreich schon inwendig im Menschen sich gestalten muss, wie Jesus sagt, so müsste uns aus all den vielen verschiedenen Erklärungen auch vor allem unser Inneres erschlossen sein. Das ist es aber nicht. Denn es müssten damit auch alle Widersprüche gelöst werden – nicht nur jene zur Wissenschaft und zur Vernunft, sondern vor allem jene zu anderen Stellen in derselben Bibel. Darum ist es der Versuch wert, zu prüfen, ob die folgenden Erklärungen nicht tiefer befriedigen, als wir uns das je hätten vorzustellen vermögen, weil sie so einfach und natürlich sind, dass wir beinahe glauben könnten, dass wir gerade alle kritischen Stellen der Bibel recht verstehen können.

Gedruckt erhätlich für SFr. 4.50

Den vollständigen Inhalt enthalten die nachfolgenden Seiten:


INHALTSÜBERSICHT




INNERE ENTSPRECHUNG DER IN ÄUSSERN
BILDERN DARGESTELLTEN SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Moses Schöpfungsgeschichte soll im rechten Sinne begriffen werden. Moses stellt in seiner Schöpfungsdarstellung nur Bilder auf, welche die Gründung der ersten Erkenntnis Gottes bei den Menschen der Erde beschreibend kundgeben, nicht aber die materielle Schöpfung der Erde und aller andern Welten. Heisst es da nicht: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüste und leer und Finsternis auf der Tiefe; Gottes Geist aber schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: 'Es werde Licht!', und es ward Licht. Gott sah, dass das Licht gut war; da schied Er das Licht von der Finsternis. Er nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag."  Das sind die Worte Mosis! Wollen wir sie im naturmässigen Sinne nehmen, so müssen wir ja doch auf den ersten Blick den dicksten Unsinn sogleich ersehen, der da notwendig zum Vorschein kommen muss! Was wohl ist der "Himmel" und was die "Erde", davon Moses spricht, dass dies alles im Anfang erschaffen worden sei? Der "Himmel" ist das Geistige, und die "Erde" das Naturmässige im Menschen; dieses war und ist noch wüste und leer – wie die heute üblichen, unsinnigen Bibelauslegungen zeigen. Die "Wasser" sind unsere schlechten Erkenntnisse in allen Dingen, über denen wohl auch der Gottesgeist schwebt, aber damit noch lange nicht in uns (wirksam) ist. Da aber der Geist Gottes allzeit sieht, dass es in unserer materiellen Welttiefe und -verlorenheit ganz entsetzlich finster ist, so spricht Er zu uns, wie Er schon seit der Erschaffung Adams immer wieder zu den Menschen geredet hat und auch heute noch zu den Ihn alleine Liebenden in ihr verständnisvolles Herz und ihr Gefühl sich kundgibt: "Es werde Licht!" Da fängt es dann in unserer Natur zu dämmern an, und Gott sieht es wohl, wie gut für unsere Finsternis das Licht ist; aber nur wir selber können und wollen es nicht einsehen, wie gestaltig das göttliche Licht aus seiner Liebe unsere Liebe erhellen kann. Deshalb aber geschieht denn auch eine Teilung in uns, Tag und Nacht werden nämlich geschieden, und wir erkennen dann aus dem Tage in uns die frühere Nacht unseres Herzens. Denn: Bei dem Menschen ist sein erstes Natursein tiefer Abend, also Nacht. Da aber Gott ihm ein Licht gibt, so ist solch ein Licht dem Menschen ein rechtes Morgenrot, und es wird also aus des Menschen Abend und Morgenrot wahrlich sein erster Lebenstag. Denn das müssen wir doch einsehen: Wenn Moses, der doch in alle Wissenschaften der Ägypter eingeweiht war, die Entstehung des ersten Naturtages der Erde in seiner Schrift hätte anzeigen wollen, so dürfte er bei aller seiner Wissenschaft und Weisheit doch gemerkt haben, dass aus dem Abend und Morgen nie ein Tag hervorgehen kann; denn dem Abend folgt natürlich doch allzeit die feste Nacht, und dem Morgen erst der Tag! Was sonach zwischen Abend und Morgen liegt, ist Nacht; nur was zwischen Morgen und Abend liegt, ist Tag!  Hätte Moses gesagt: "Und also ward aus Morgen und Abend der erste Tag!", so könnten wir darunter wohl den natürlichen Tag verstehen; aber so sagte er aus gutem Entsprechungsgrunde gerade umgekehrt, und das bedeutet den Abend und zu-gleich die Nacht des Menschen, was doch leicht zu begreifen ist, indem noch nie jemand ein in aller Weisheit sich befindendes Kind gesehen hat. Wenn ein Kind zur Welt geboren wird, da ist es in dessen Seele vollkommen finster und somit Nacht. Das Kind aber wächst auf, bekommt dann allerlei Unterricht und wird dadurch stets mehr und mehr einsichtig in allerlei Dingen, und da sehen wir doch auf den ersten Blick: Das ist der Abend, das heisst, es fängt dann in der Seele an, so dämmerig zu werden, wie im Vergleiche es am Abende ist.

Wohl könnte man auch sagen, dass es auch am Morgen dämmere, und Moses hätte da ja sagen können: "Und also wurde aus der Morgendämmerung und aus dem eigentlich schon hellen Morgen der erste Tag!" Dazu lässt sich sagen: Allerdings, wenn er den Menschen in geistiger Entsprechung einen barsten Unsinn hätte vorsagen wollen! Aber Moses wusste, dass nur der Abend dem irdischen Zustande des Menschen entspricht; er wusste es, dass es bei den Menschen mit der rein irdischen Verstandesbildung gerade so zugeht, wie mit dem stets schwächer werdenden Scheine des natürlichen Abends:  Je mehr die Menschen mit ihrem Verstande nach irdischen Dingen zu ringen anfangen, desto schwächer wird in ihrem Herzen das rein göttliche Licht der Liebe und des geistigen Lebens!! Daher nannte denn Moses ein solches irdisches Licht des Menschen auch den Abend. Nur wenn Gott durch Seine Barmherzigkeit dem Menschen ein Lebenslichtlein im Herzen anzündet, dann fängt der Mensch erst an, die Nichtigkeit alles dessen einzusehen, was er zuvor mit seinem Verstande, dem geistigen Abend, sich angeeignet hatte, und er sieht es dann auch nach und nach stets mehr ein, dass alle die Schätze des Abendlichtes ebenso vergänglich sind wie dies Licht. Das rechte Licht von Gott aber, im Herzen des Menschen angezündet, ist eben der Morgen, der mit und aus dem vorhergegangenen Abend den ersten wahren Tag im Menschen bedingt. Aus dieser bisherigen Erklärung aber müssen wir nun auch einsehen, dass es einen sehr gewaltigen Unterschied zwischen den beiden Lichtern, oder besser Erkenntnissen, geben muss; denn alles Erkennen im Abendlichte der Welt ist trügerisch und daher auch vergänglich. Nur die Wahrheit dauert ewig; aber der Trug muss endlich zunichte werden. Es könnte aber sehr leicht geschehen, dass das Gotteslicht im Menschenherzen sich ergösse ins Abendlicht und alsdann verzehrt oder zum wenigsten derart vermengt würde, dass man am Ende nicht mehr wüsste, was da Naturlicht und was da Gotteslicht sei im Menschen. Daher machte Gott eine Feste zwischen den beiden Wassern, die da besagen die beiderlei Erkenntnisarten, von denen soeben die Rede war, und teilte damit die beiden Wasser. Die Feste aber ist der eigentliche Himmel im Menschenherzen und spricht sich aus im wahren lebendigen Glauben, aber ewig nie in einer leeren und nichtigen Verstandesgrübelei.

Aus solchem Grunde nannte Jesus auch den, der den mächtigsten und ungezweifeltsten Glauben hat, einen Fels und stellte ihn als eine neue Feste zwischen Himmel und Hölle, und diese Feste wird keine finstere Macht der Hölle ewig je überwältigen können.

Wenn im Menschen diese Feste gestellt ist und der Glaube mächtiger und mächtiger wird, so wird dann aus solchem Glauben das Nichtige der Sache des Naturverstandes stets klarer und klarer ersichtlich. Der Naturverstand begibt sich dann unter die Herrschaft des Glaubens, und es entsteht also im Menschen aus seinem Abend und seinem stets helleren Morgen der andere und schon bei weitem hellere Tag. In solchem zweiten Tages-Zustande sieht nun der Mensch schon das, was allein als vollends Wahres sich für ewig bewähren muss; aber es ist in ihm noch immer keine rechte Ordnung. Da vermengt der Mensch noch gleichfort das Naturmässige mit dem rein Geistigen, vergeistigt oft die Natur zu sehr und erschaut dadurch auch im Geiste Materielles und ist darum auch noch für keine rechte Tat entschieden da. Er gleicht einer puren Wasserwelt, die wohl von allen Seiten mit lichtdurchflossener Luft umgeben ist, wobei er aber am Ende doch nicht darüber ins Klare kommen kann, ob seine Wasserwelt aus der sie umgebenden vom Licht durchtränkten Luft, oder ob diese aus der Wasserwelt hervorgegangen ist, – das heisst, er weiss es in sich noch nicht klar genug, ob sich seine geistige Erkenntnis aus seinem Naturverstande, oder ob dieser aus der geheim im Menschen schon etwa daseienden und also auch im Anfange ganz geheim wirkenden geistigen Erkenntnis sich entwickelt hat, oder, um noch handgreiflicher zu reden: Er weiss es nicht, geht der Glaube aus dem Wissen oder das Wissen aus dem Glauben hervor, und welch ein Unterschied da ist zwischen beiden. Kurz, er weiss es da noch nicht, was eher da war, die Henne oder das Ei, oder ob der Same oder der Baum.

Da kommt dann wieder Gott und hilft dem Menschen weiter, wenn der Mensch für einen solchen zweiten Tag seiner geistigen Bildung aus der ihm verliehenen und somit eigenen Kraft genug getan hat. Und diese weitere Hilfe besteht darin, dass im Menschen das Licht vermehrt wird und es dadurch, gleich der Sonne im Frühling, nicht allein durchs erhöhte Leuchten, sondern durch die eben durchs erhöhte Leuchten bewirkte Wärme alle die ins Herz des Menschen gelegten Samen zu befruchten anfängt. Solche Wärme aber heisst die Liebe und ist geistig zugleich das Erdreich, in welchem die Samen ihre Keime und Wurzeln zu treiben beginnen. Da sehen wir auch ein, was da gemeint ist, wenn im Moses geschrieben steht, dass Gott den Wassern befohlen hat, dass sie sich sammeln sollen in gewisse, abgesonderte Örter und man dadurch das trockene und feste Erdreich ersehe, aus dem allein die Samen zur lebendigen und belebenden Frucht erwachsen können!

Und es heisst weiter: "Und Gott nannte das Trockene 'Erde' und das nun an bestimmte Örter versammelte Wasser 'Meer'." (1. Mose 1, 10). Frage: Für wen hat Gott das also benamset? – Für Sich hätte Er es wahrlich nicht nötig gehabt; denn es wäre denn doch etwas zu lächerlich, der höchsten göttlichen Weisheit zumuten zu wollen, dass sie daran ein ganz besonderes Wohlgefallen hätte haben sollen, weil es ihr etwa wie einem Menschen gelungen sei, das Trockene "Erde" und das in den bestimmten Örtern abgesonderte Wasser "Meer" zu nennen. Für jemand anders aber konnte Gott ja doch dem Trockenen und dem abgesonderten Wasser diese Namen sicher nicht geben, da ausser Ihm zu solcher Schöpfungszeit doch noch kein Wesen da sein konnte, das Ihn verstanden hätte! Solche Aussage Mosis hat sonach unmöglich einen materiellen Sinn, sondern nur einen rein geistigen, und hat mit der einstigen Schöpfung der Welten nur in einem aus dem Geistigen nach rückwärts wirkenden Entsprechungssinne, das heisst vom Geistigen ins Materielle, eine Beziehung, – was wohl nur eines Engels Weisheit zu ergründen vermag. Aber geradeaus, wie es da steht, hat es nur einen rein geistigen Sinn und zeigt an, wie vorerst ein Mensch für sich, und also dann auch die ganze Menschheit, von Zeit zu Zeit und von Periode zu Periode gebildet wird, von ihrer ursprünglich notwendigen Naturmässigkeit ins stets reinere Geistige hinüber. Der Mensch wird demnach sogar in seinem naturmässigen Teile gesondert. Die Erkenntnisse haben ihren Ort, das ist das Meer des Menschen, und die aus den Erkenntnissen hervorgegangene Liebe – als ein Früchte zu tragen fähiges Erdreich – wird stets von dem Meere, als der Gesamtheit der Erkenntnisse rechten Lichtes, umspült und zur stets reichlicheren Hervorbringung allerlei edelster Früchte neu gekräftigt. Wenn sonach die Erkenntnisse des Menschen die Liebe von allen Seiten umgeben und von der Liebesfeuerflamme, der sie stets mehr und mehr Nahrung geben, heller und heller erleuchtet und erwärmt werden, so wird der Mensch in allem auch in gleichem Masse tatkräftiger und tatfähiger. In solchem Zustande kommt dann wieder Gott zum Menschen, natürlich – wie sich von selbst versteht – im Geiste, und spricht als die ewige Liebe zur Liebe des Menschen im Herzen: "Es lasse die Erde nun aufgehen allerlei Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume und Gesträuch aller Art, davon ein jegliches Frucht trage nach seiner Art und seinen eigenen Samen habe bei sich auf Erden!" (1. Mose 1, 11). Nach solchem Gebote von Gott im Herzen bekommt dann der Mensch einen festen Willen, Kraft und Mut und legt nun Hand ans Werk. Und nun sehen wir förmlich: Des Menschen rechte Erkenntnisse erheben sich als regenschwangere Wolken über das geordnete Meer, und ziehen über die trockene Erde, befeuchten und befruchten sie. Und die Erde fängt dann an zu grünen, bringt allerlei Gras und Kraut mit Samen und allerlei Fruchtbäume und Gesträuch mit Samen zum Vorschein, das heisst: Was nun der rechte, mit himmlischer Weisheit durchleuchtete Verstand als vollends gut und wahr erkennt, das will und begehrt dann sogleich auch die Liebe im Herzen des Menschen. Denn gleich, wie der Same, wenn er in die Erde gelegt wird, bald aufgeht und eine vielfältige Frucht bringt, ebenso wirken die rechten Erkenntnisse, wenn sie ins lebensvolle Erdreich des Herzens gelegt werden. Der Same wirkt aber so, dass er die Lebenskraft, die sonst in der Erde schlummert, erweckt; und diese sammelt sich dann gleich mehr und mehr um das Samenkorn und bewirkt, dass sich dieses entfalte und zu einem fruchtreichen Gewächs werde. Kurz, die rechte Erkenntnis wird erst im Herzen zur Tat; und aus der Tat gehen dann allerlei Werke hervor, und diese sind das, was Moses in tiefer Weisheit sagt in seiner Genesis, und zwar im schon vorher wörtlich besprochenen l. Kapitel, (Vers 11 und 12). Der frühere ursprüngliche Abend des Menschen, durch das Licht aus den Himmeln zur rechten Erkenntnis erhoben, wird so zur Tat, welcher die Werke folgen müssen; und das ist der dritte Tag in der Bildung des Herzens und des ganzen Menschen im Menschen, welcher da ist der geistige Mensch, um den allein sich alles handelt, dessentwegen Moses und alle andern Propheten von Gott in diese Welt gekommen sind, so wie am Ende Er selbst als leuchtendes Beispiel in der Person Jesu! Das dürfte doch so ziemlich klar und einleuchtend sein.

Wie aber lässt sich der nächste Tag erklären, an welchem ein grosses Licht für den Tag und ein kleines für die Nacht erschaffen wurden? Sonne, Mond und Sterne sind einmal da! Wie steht es denn in der Genesis geschrieben? Steht es nicht also geschrieben: "Und Gott sprach: 'Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, und seien zwei Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erden!' Und es geschah auch so. Und Gott machte zwei grosse Lichter, ein grosses Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, und dazu auch Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag." (1. Mose 1, 14 bis 19). Das ist der wörtliche Text der Bibel für den vierten Tag. Wenn wir diese Sache nur ein wenig näher beleuchten mit unseren bloss natürlichen Verstandeskräften, so muss uns ja auf den ersten Blick der dickste Unsinn in die Augen fallen, wenn wir den Wortlaut der Genesis für deren Sinn nähmen!!  Schuf Gott laut der Genesis doch schon am ersten Tage das Licht, und es ward also aus dem Abend und Morgen der erste Tag. Was war denn das für ein Licht, das für drei Tage wohl genügte, den Tag und die Nacht zu bewirken? Am vierten Tage aber spricht Gott dann wieder: "Es werden Lichter am Himmel!" Erneute Frage: Was denn für Lichter, die den Tag und die Nacht scheiden sollen? Hat ja doch schon das am ersten Tage geschaffene Licht vorher drei Tage zuwege gebracht; warum nun am vierten Tage noch mehr Lichter für eine und dieselbe Verrichtung? Dazu ist nur von 'Lichtern' die Rede; aber von einem Monde und einer Sonne geschieht nicht die leiseste Erwähnung! Diese Lichter bewirken dazu auch noch Zeichen – was für Zeichen denn? –, endlich gar noch Zeiten – welche denn? –, und Tage und Jahre. Was für Tage und Jahre denn?  Ist denn die Nacht nichts? Wird die Nacht nicht so gut wie der Tag gezählt? Und dazu ist die Erde kugelrund und hat auf einer Seite stets gleich Tag und auf der andern Seite stets gleich Nacht. Je nachdem sich die Erde vom Abend bis gen Morgen hin um ihre Achse dreht, wird dort stets Tag sein, wo die Länder sich der Sonne gegenüber befinden oder vielmehr durch die beständige und immer gleichmässige Drehbewegung der Erde gewisserart unter die Sonne geschoben werden. Wenn aber unstreitig auf diese Art der natürliche Tag auf der Erde durch ihre eigentümliche Bewegung zustande gebracht wird, wobei die Sonne nichts tut, als dass sie auf einem Flecke gleichfort leuchtet und durch ihr Licht alldort den Tag bewirkt, wo ihre Strahlen hin dringen, und sogestaltig nicht und nimmer den Tag regieren kann und mag, so fragt sich: Wie sollte da Moses unter seinen Lichtern die Sonne und den Mond gemeint haben? Und hätte Moses da die natürliche Sonne und den natürlichen Mond gemeint, so hätte er zur grösseren Verdeutlichung seiner offenbarenden Kundgabe an die Menschheit diese beiden Lichter am Himmel sicher benannt; denn zu Mosis Zeiten wussten schon alle Menschen diese beiden Gestirne zu benennen! Dazu spricht Moses von einer Feste am Himmel, die eigentlich im natürlichen Raume nirgends besteht, indem Sonne, Mond und alle Sterne sowie diese Erde selbst im völlig freiesten, mit nichts und nirgends eingeschränkten Äther schweben und durch das in sie gelegte Gesetz in ihrem zweckdienlichen Stande erhalten werden, eine freie Bewegung haben und nirgends an irgend eine himmlische Feste angeheftet sind! Denn es gibt nur eine Feste im endlosen und freiesten Raum, und diese ist der Wille Gottes, aus dem ein ewig unwandelbares Gesetz solchen Raum und alle Dinge in ihm erfüllt! Wäre das, was sich unserm Auge als ein überweit gespanntes blaues Gewölbe zeigt, eine Feste, und Sonne, Mond und all die Sterne wären an dieselbe gleichsam angeheftet, wie könnten sie sich bewegen und besonders die uns bekannten Planeten in einem fort ihre Plätze verändern? Die andern Sterne, die wir Fixsterne nennen, scheinen freilich so, als wären sie an irgendeine Feste angeheftet; aber es ist dem nicht so. Sie sind von der Erde nur so überweit entfernt und ihre Bahnen sind so weit gedehnt, dass sie solche oft kaum in mehreren Hunderttausenden von Erdjahren zurücklegen und aus solchem Grunde ihre Bewegungen auch selbst von hundert Menschenaltern gar nicht wahrgenommen werden können. Und das ist der Grund, weshalb sie uns als förmlich feststehend erscheinen; aber in der Wirklichkeit ist es anders, und es gibt nirgends eine so genannte Feste im ganzen unendlichen Raume. Die Feste, die Moses meint, ist der aus dem rechten Verständnisse und aus der Liebe, welche ist das gesegnete Erdreich des Lebens, hervorgehende feste Wille nach der göttlichen Ordnung. Weil solcher Wille aber nur aus der fruchtbringenden Fülle der wahren Gottes-liebe im Menschenherzen, so wie diese selbst aus dem himmlischen Lichte, das Gott in den Menschen ausgoss, als Er dessen innere Finsternis teilte in Abend und Morgen, hervorgehen kann, so ist diese rechte Liebe und die rechte Einsicht und ein rechter Verstand, das alles sich im Menschen als ein lebendiger Glaube bekundet, der Himmel im Menschen. Und der aus diesem Himmel hervorgegangene feste Wille in der Ordnung Gottes ist dann die Feste dieses Himmels im Menschen. Und an solche Feste gibt Gott, wenn solche Feste vollends nach dem Liebewillen Gottes in der rechten Ordnung ist, neue Lichter aus dem Himmel der Himmel, welche da ist die reine Vaterliebe im Herzen Gottes. Und diese Lichter beleuchten dann den Willen und erheben ihn zur Einsicht der Engel des Himmels der Himmel und erheben dadurch den geschaffenen Menschen zum ungeschaffenen, nun durch den eigenen freien Willen sich selbst in der göttlichen Ordnung neu umgestaltet habenden Kinde Gottes!

Solange der Mensch Geschöpf ist, ist er zeitlich, vergänglich und kann in dieser Daseinsart nicht bestehen bleiben; denn ein jeder Mensch, wie er naturmässig geschaffen ist, ist nichts als nur ein taugliches Gefäss, in dem sich erst ein rechter Mensch durch beständige göttliche Mitwirkung entwickeln kann. Wenn das äussere Gefäss den hinreichenden Grad der Ausbildung gewonnen hat, wozu Gott das Gefäss mit allen nötigen Bestandteilen und Eigenschaften zur Übergenüge wohl eingerichtet hat, dann erweckt oder vielmehr entwickelt Er Seinen ungeschaffenen ewigen Geist im Menschenherzen, und dieser Geist ist nach dem Masse seiner Auswirkung das, was Moses unter den zwei grossen Lichtern, die an die Feste des Himmels gestellt werden, versteht und verstanden haben will. Auch alle Patriarchen und Propheten haben es ebenso und nie anders verstanden. Dieses ewige, ungeschaffene, vollauf für ewig lebendige Licht an der Himmelsfeste im Menschen ist dann erst der vollwahre Dirigent des wahren Tages im Menschen und lehrt das frühere Gefäss, sich völlig in sein ewig ungeschaffenes Gottwesen umzugestalten und also den ganzen Menschen zu einem wahren Gotteskinde zu machen. Ein jeder geschaffene Mensch aber hat eine lebendige Seele, die da auch wohl ein Geist ist und die notwendige Fähigkeit hat, Gutes und Wahres und Böses und Falsches zu erkennen, das Gute und Wahre sich anzueignen und das Böse und Falsche aus sich zu verbannen; aber sie ist dessen ungeachtet kein ungeschaffener, sondern ein geschaffener Geist und kann als solcher für sich nie die Kindschaft Gottes erreichen. Wenn sie aber nach dem ihr gegebenen Gesetze das Gute und Wahre angenommen hat in aller Demut und Bescheidenheit ihres Herzens und ihres ihr von Gott eingepflanzten freien Willens, dann ist solcher demütige, bescheidene und gehorsame Wille, um so recht handgreiflich zu reden, zu einer rechten Himmelsfeste geworden, weil er sich eben nach dem in die Seele des Menschen gelegten Himmlischen gebildet hat, und ist also ganz geeignet, das rein ungeschaffene Göttliche in sich aufzunehmen. Das rein Göttliche, oder der ungeschaffene Geist Gottes, der nun für ewig an solche Himmelsfeste gestellt wird, ist das grosse Licht; die Seele des Menschen aber, die durch das grosse Licht denn auch zu einem nahezu gleich grossen Lichte umgestaltet wird, ist das zweite, kleinere Licht, das aber nun gleich dem ungeschaffenen grossen Lichte an dieselbe Himmelsfeste gestellt und vom ungeschaffenen Lichte zum mitungeschaffenen Licht umgestaltet wird, ohne an seiner naturmässigen Beschaffenheit etwas zu verlieren, sondern in einem vollends geistig geläuterten Sinne un-endlich Vieles zu gewinnen. Denn die Seele des Menschen für sich könnte ewig nie Gott in Seinem reinsten Geistwesen erschauen, und umgekehrt könnte der reinste ungeschaffene Gottesgeist nie das Naturmässige erschauen, da es für ihn keine materielle Naturmässigkeit gibt. Aber in obbesagter voller Verbindung des reinsten Geistes mit der Seele kann nun die Seele durch den ihr zugekommenen neuen Geist Gott erschauen in Seinem urgeistigen reinsten Wesen, und der Geist durch die Seele das Naturmässige. Das ist es, was Moses sagt, dass nämlich das eine grosse Licht regiere den Tag und das kleine Licht die Nacht und bestimme die Zeichen, das heisst: zu erkennen in aller Weisheit den Grund aller Erscheinlichkeit und aller geschaffenen Dinge; also auch bestimme die Zeiten, Tage und Jahre, was soviel sagen will als: in allen Erscheinungen die göttliche Weisheit, Liebe und Gnade erkennen. Die Sterne aber, von denen Moses auch erwähnt, sind die zahllosen nützlichen Erkenntnisse in allen einzelnen Dingen, welche einzelnen Erkenntnisse natürlich aus der einen Haupterkenntnis kommen und daher an dieselbe Himmelsfeste wie die zwei Hauptlichter gestellt sind. Und das alles ist dann endlich der vierte Schöpfungstag, von dem Moses in seiner Genesis Erwähnung macht, der aber leicht begreiflich, so wie die früheren drei, aus demselben Abend und .Morgen des Menschen hervorgegangen ist.

Und auf diese Weise erklären sich dann auch die beiden weitern Schöpfungstage, wo die nachträgliche Erschaffung der gesamten Tierwelt und endlich des Menschen selbst nichts anderes bezeichnet als die volle Lebendigwerdung und sichere Realisierung alles dessen, was der Mensch in seinem naturmässigen Teile in sich fasst. Sein Meer und all sein Gewässer wird voll Lebens, und der Mensch erkennt und erschaut in seinem nun rein göttlichen, ungeschaffenen Lichte die zahllose und endlos mannigfache Fülle der schöpferischen Ideen und Formen und wird auf diese Art seiner rein göttlichen Abkunft inne. Und durch die erzählte Erschaffung des ersten Menschen wird dargestellt die vollendete Menschwerdung oder die Überkommung der vollkommenen Kindschaft Gottes.

Freilich lässt sich da insgeheim fragen und sagen: "Ja, ja, das ist wohl alles ganz gut, weise und herrlich, und niemand kann die vollste Wahrheit alles dessen in den geringsten Zweifel ziehen; aber wie ist dann diese Erde, die doch unmöglich von Ewigkeit also da sein kann, wie sie nun ist, entstanden? Wie ist sie mit Gräsern, Kräutern, Gesträuchen und Bäumen aller Art bewachsen worden? Wie entstanden all die Tiere, und wann? Und wie wurde der Mensch ein Bürger dieser Erde? Wurde wirklich nur ein einziges Menschenpaar, wie die Genesis anzeigt, geschaffen, oder wurde auf die Erde sogleich eine Menge Menschen von verschiedener Farbe, Gestalt und Charakter gesetzt?

Auf alle solche Fragen werden wir erst dann die umfassende Antwort in uns finden, wenn uns durch das tatsächliche Erleben und Erfüllen unserer eigenen Schöpfungstage die Weisheit der Engel eigen sein wird. Dann werden wir auch aus dem rein Geistigen in rückgängiger Entsprechung ins Naturmässige hinaus die ganze natürliche Schöpfung auf ein Haar aus dem finden, was Moses in seiner Genesis sagt, und werden finden, dass die naturmässige Schöpfung, freilich in sehr gedehnten Perioden, fast in derselben Ordnung aufeinander folgt, wie sie in der Genesis erzählt wird, und die Entstehung des ersten Menschenpaares nahe in dieselbe Zeit fällt und seine Probung und seine Fortpflanzung am Ende bis auf Weniges, in entsprechende Bilder Eingehülltes, gerade in der Ordnung also folgt, wie es im weiteren Verlaufe der Genesis erzählt und dargetan wird.

Aber ohne diese Weisheit der Engel oder, mit andern Worten: eines ungeschaffenen Menschen, der durch den eigenen freien Willen sich selber nach der göttlichen Ordnung zu einem Kinde Gottes umgestaltet hat, können wir solches wohl nie völlig finden.

Es ist aber solche Wissenschaft auf dieser Welt auch für keinen Menschen von irgendeinem besonderen Nutzen, weil der Mensch durchs viele Wissen eigentlich in seinem Herzen selten oder gar nie um ein bedeutendes besser wird, wohl aber gar oft schlimmer. Denn der Vielwissende wird nicht selten stolz und hochmütig, schaut dann hochtrabend auf seine Brüder von seiner vermeinten unerreichbaren Höhe herab wie ein Geier auf die Sperlinge und anderes kleines Gevögel, als seien diese bloss da, damit er sie fange und ihr zartes Fleisch verzehre. Suchen wir also vor allem das Gottesreich und dessen Gerechtigkeit in unserem Herzen zu verwirklichen, dann kann uns solches alles, als dann ein mitumgeschaffenes kleineres Licht an der Feste des Himmels, über Nacht gegeben werden.

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WIE SIND DREIEINIGKEIT, DER JÜNGSTE TAG UND DIE AUFERWECKUNG ZU VERSTEHEN?

So einfach und natürlich, folgerichtig, dass es dazu keinen speziellen Glauben braucht.



WIE IST DIE DREIEINIGKEIT ZU VERSTEHEN?

Wie kann es heissen: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (Joh. 14, 9.) und anderseits wieder: "Allein von jenem Tage und von jener Stunde weiss niemand; auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater." (Markus 13, 32.) oder: "Der Vater ist grösser als ich." (Joh. 14, 28.)

Da es auch heisst: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm." (1. Joh. 4, 16.), so ist das Wesen der Dreieinigkeit auch nur aus der Liebe und in der Liebe des Herzens zu verstehen. Also:

Der "Vater" ist die reinste "Ewige Liebe in Gott" oder das "Ewig wesenhafte Wort" in sich selbst. – Der "Sohn" aber ist das vom Vater ausgesprochene Wort oder der sich uns wesenhaft im Sohne offenbarende Vater selbst. Es verhalten sich beide wie ein gedachtes und ein ausgesprochenes Wort, da der Gedanke der Grund oder der Vater des ausgesprochenen Wortes ist, das ausgesprochene Wort aber wieder nichts anderes als der sich offenbarende Gedanke oder der Vater des Wortes.

Wenn wir nun das einsehen, so muss es uns ja dann auch sonnen-klar sein, dass wer den Sohn sieht und hört, ja auch den Vater notwendig sehen und hören muss, und dass demnach Vater und Sohn eines und dasselbe sind, wie der Gedanke und das danach ausgesprochene Wort – und dass der Vater im Sohne und der Sohn im Vater ist, wie der Gedanke im ausgesprochenen Wort und das ausgesprochene Wort im Gedanken.

Auch lässt sich so begreifen, warum der Vater mehr ist als das Wort oder der Sohn. Das Wort wäre ja ohne den Vater oder den vorhergehenden Gedanken eine allerbarste Unmöglichkeit! Also ist der Vater, als der ewige Zeuger des Wortes, mehr als das gezeugte Wort. Wenn aber das Wort gezeugt ist, dann ist es ja doch völlig identisch mit dem Vater!

Aus dieser ebenso klaren wie einfachen Sicht der Dinge müsste es doch beinahe überflüssig sein, noch extra zu erklären, warum (bei Markus 13, 32) "niemand" vom kommenden Tag und der Stunde des kommenden grossen Gerichtes über die ganze Erde, im Geiste genommen, etwas weiss, ausser allein der Vater – und nicht auch "der Sohn". Wenn wir nur auch schon ein Senfkörnlein gross Verständnis im Herzen (nicht Verstand im Gehirne unseres Kopfes) haben, da müssen wir doch auf der Stelle einsehen, dass durch das Wort wohl die Wissenschaft des Gedankens sich kundgibt – aber: ist darum das Wort die Wissenschaft selbst? – Daher kann solches wie alles andere ja doch nur der Vater wissen, nicht aber der Sohn, der da gleichsam die Zunge im Munde des Vaters ist.

So ergibt sich aus der vollständigen und umfassenden Sicht dieser Verhältnisse das Folgende wie von selbst: Der Gottmensch Jesus war wesenhaft der Vater selbst oder die sich mit menschlichem Fleische bekleidende ewige Liebe und Weisheit selbst – oder die Fülle der Gottheit leibhaftig. Das ausgesprochene "Wort" des Gottmenschen Jesus oder dessen Lehre aber ist der "Sohn". Da aber der Vater schon von Ewigkeit her wusste, was er tun wird, so war ja der Gottmensch Jesus (als Gottesgedanke) auch schon von Ewigkeit her "im Vater", manifestierte sich aber als Gottmensch erst dann leibhaftig, da sich der Vater selbst offenkundig ausgesprochen hatte.

Denn derselbe Geist, der da ewig war im Vater (der da ist der urewige Grundgedanke oder die ewige reinste Liebe selbst) – ist ja doch auch sicher in des Vaters ausgesprochenem Worte (also im Gottmenschen Jesus). Wo aber ein Geist, da wird ja doch etwa wohl auch eine und dieselbe Wesenheit sein! Und wenn es nicht so wäre, wie hätte da der Gottmensch Jesus von sich aussprechen können: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben! Niemand kommt zum Vater denn durch mich!" (Joh. 14, 6.) – was soviel heisst als: Ich bin die Liebe oder der Vater und die ewige Weisheit oder Gott selbst, oder der Geist und das ausgesprochene Wort, oder das ewige Leben selbst, in welchem alle Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt.

Wenn es sich aber unzweifelhaft so verhält, auf welch anderem Wege kann da jemand zum Vater gelangen, wenn er sich vom selben nicht ergreifen und (durch die Liebe zu ihm) ziehen lässt, weil er ja die ewige Freiheit seines eigenen Willens in sich hat, die Gott in keiner Weise antastet!?

Wer sonach das vom Vater ausgesprochene Wort der Tat nach oder lebendig in sich aufnimmt, der nimmt dann ja auch den Sohn auf. Wer aber den Sohn in sich aufgenommen hat, der wird ja etwa doch den Vater auch aufnehmen, da der Sohn und der Vater eines und dasselbe sind!

Wer aber somit Sohn und Vater in sich aufgenommen hat, der wird doch sicher auch den "Geist" oder das "Licht", das da ist gleich wie im Vater also auch im Sohne, in sich haben und wird aus diesem Geiste "in aller Wahrheit" sein, und das aus dem ganz einfachen Grunde, weil es ausser diesem Lichte kein anderes Licht mehr gibt, und alles Licht somit nur diesem alleinigen Licht entstammt. – Wer aber in dem Lichte ist, der ist auch im Vater durch den Sohn. Da aber der Vater das urewige Grundliebeleben ist und alles Licht von diesem Leben ausgeht, so wird der Mensch doch wohl sicher auch das ewige Leben haben, wenn er in selbem ist und dasselbe in ihm durch den Sohn, Geist und Vater. Das ist doch sicher alles andere als schwer zu verstehen! Der Grund dafür, dass dieses Verhältnis von Vater, Sohn und heiligem Geist von den meisten nicht richtig verstanden wird, liegt am heidnisch materiellen Drei-Göttertum, das seinerzeit in der Kirchenversammlung zu Nizäa ausgeheckt wurde.

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VOM JÜNGSTEN TAGE UND DER AUFERWECKUNG

"Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten" (Joh. 6, 35). "Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht, dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich's erwecke am jüngsten Tage. Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage." (Joh. 6, 38 bis 40)

In seiner unbedingten Treue zu Gott, in seiner grossen Liebe zu uns Menschen, die wir alle fehlerhaft und voll Sünde sind, und in seinen offenbarenden Worten über das Wesen Gottes, unser aller Vater, wird Jesus zum Brot für unsere liebehungrigen Herzen, welche in ihrer Gier nach Materiellem und in der Konzentration all ihrer Liebe auf sich selbst am Ende von allem guten Sinn ebenso verlassen sind wie von der Möglichkeit, mit andern zu teilen oder teilzuhaben an ihren innern Schätzen.

Wer es glauben kann, dass Jesus in sich das Göttliche durch seinen Wandel komplett und in aller Wirksamkeit vereint hat, und Ihn darum liebt, der ist es, der an Ihm hängt, wie die Kindlein an ihrem Vater hängen, indem er Ihm ständig nachzugehen versucht. Solche gehören zu jenen, die sich auf ihrem Lebensweg haben von Ihm finden lassen und die künftig auf Seinen Wegen wandern wollen bis zu ihrem jüngsten Tage, an welchem sie all jenes, was sie durch ihren Wandel in sich, in ihren Gemütern, gebildet haben, auch sehen werden, wenn die Augen ihres Leibes für das Sehen der materiellen Schöpfung erloschen sind. Jene, die ihr inneres Wesen aber nicht weitmöglichst ausgebildet haben, haben dann – an ihrem jüngsten Tage – auch keinen eigentlichen lebendigen innern Sinn und darum auch kein eigenes Licht der Orientierung mehr. Für sie ist es dann nicht so leicht, sich zurecht zu finden in ihrem ureigentlichsten Element, also in ihrer eigenen Seele, die nicht gewöhnt worden ist, jene Dinge und Verhältnisse zu sehen, die in ihr selber liegen. Darum ist es so wichtig, das innere Reich Gottes schon während des Erdenlebens zu pflegen, wo wir noch in der Natur und im äussern Worte Gottes genügend verankert sind und Halt finden können, bis wir unsere innere Welt immer mehr zu fühlen, zu beleben und dann auch zu formen und gestalten beginnen und dadurch das innere Wort Gottes beleben, das uns alleine zum richtigen Ort des Lebens führt, weil wir dieses nicht nur hören, sondern auch lebendig fühlen können, sodass wir es nicht missdeuten können wie das äussere Wort Gottes, und es uns auch nicht unverständlich bleibt, sondern in unserer wachsenden Liebe leicht begreiflich wird, sodass wir nicht über die Dinge des innern Wesens grübeln müssen, wie jene, die sich über den jüngsten Tag fragen und streiten, den Jesus zu jenem Punkt erklärt hat, an welchem Er die Seinen zu Erwecken versprochen hat. Die Seinen sind jene, die ihm nachgefolgt sind oder sich wenigstens mit all ihrer Liebekraft bemüht haben, seinen Wegen und Worten zu folgen, und damit ihren innern Menschen mit all seinen klaren Wahrnehmungen durch das Gefühl und durch die stets wachsende Kraft der Liebe schon zur Zeit ihres irdischen Lebens – für die andern durch ihren Leib zwar noch verdeckt – ausgestaltet haben. Die Seinen wissen es auch, weil sie es schon zu Zeiten ihres leiblichen Lebens wahrnehmen, dass und wie sie leben, was, wie und wann einmal der jüngste Tag für sie sein wird (nicht, wann er kommen wird, aber wann er sein wird).

Dieser kommt nämlich immer dann, wann der ältere vergangen sein wird. Und da niemand an einem schon vergangenen Tage erweckt werden kann, auch von Jesus nicht, so muss das ganz natürlich an einem jüngsten Tage geschehen, weil dazu ein vergangener, älterer Tag unmöglich mehr zu gebrauchen ist. Ist denn nicht jeder neue Tag, den wir erleben, ein jüngster Tag?! Oder kann etwa jemand noch einen jüngeren erleben, als da eben der ist, in dem er lebt? Wir alle leben doch heute sicher in einem möglichst jüngsten Tage! Denn der gestrige kann kein jüngster mehr sein, und der morgige ist noch lange nicht da. Aus dem aber lässt sich hoffentlich doch mit Händen greifen, dass es am Ende doch ebenso viele jüngste Tage gibt und geben muss für einen jeden Menschen, wie viele er deren durchlebt hat. Wir alle werden darum nur an einem jüngsten Tage sterben und auch unmöglich anderswann, als an einem jüngsten Tage vom Tode zum Leben erweckt werden können, und wenn ein Mensch oder alle Menschen selben zu bestehen bekommen, so wird solches auch unmöglich an einem alten, vergangenen Tage, sondern an irgendeinem künftigen, also offenbar jüngsten Tage geschehen. Welcher aber dazu bestimmt wird, das ist weder von Jesus noch von irgendeinem Engelsgeiste zum voraus bestimmt; denn es ist dazu jeder kommende Tag ganz überaus gut und sehr brauchbar.

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DAS HOHELIED SALOMONS

Die Antwort darauf, auf wen es sich bezieht, gibt uns den Schlüssel zu seinem Verständnis



DIE ERSTEN 7 VERSE
mit Erklärungen zu den Versen 2 bis 7


DAS LIED

  1. Das Hohelied Salomos
  2. Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein.
  3. Es riechen deine Salben köstlich; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Jungfrauen.
  4. Zieh' mich dir nach, so laufen wir. Der König führte mich in seine Kammern. Wir freuen uns und sind fröhlich über dir; wir gedenken an deine Liebe mehr denn an den Wein. Die Frommen lieben dich.
  5. Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos.
  6. Sehet mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Kinder zürnten mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet.
  7. Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhest im Mittage, dass ich nicht hin und her gehen müsse bei den Herden deiner Gesellen.


DIE ERKLÄRUNG

Salomo hat in seinem Hohenliede nichts als nur die Verkörperung des göttlichen Geistes in der Person Jesu und sein Wirken unter den Menschen prophetisch unter allerlei Bildern, die von geistiger Entsprechung sind, dargestellt. Er – Gott, in der menschlichen Form der Person Jesu – ist alleine sein Gegenstand;  der "er" und der "du", der "ihm" und der "dich" betreffen alles immer nur Gott, sein Wirken und seine Offenbarungen in und durch die Person Jesus.

Wer aber aus Salomo mit Gott spricht, ist dessen Geist (in der Einzahl), und in der Vielzahl entspricht es den Geistern des Volkes, die sich gewisserart in Salomos Königs- und Herrschergeist für einen und denselben Zweck (der Zwiesprache und des Lobes) einen und darum folglich eine (einzige) moralische Person darstellen.

Wo es heisst: "Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes", bedeutet das so viel wie: Der Herr rede aus seinem wahrhaft eigenen Munde zu mir, Salomo, und durch mich zum Volke Israel und durch dieses zu allen Menschen der Erde; der Herr rede nicht mehr nur pure Worte der Weisheit, sondern Worte der Liebe, des Lebens zu mir! Denn: ein Wort der Liebe ist ein wahrer Kuss des Gottesmundes an das Herz des Menschen; und darum sagt Salomo: "Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes!"

Da passt dann der Nachsatz schon gar eindeutig darauf, wo es heisst: "Denn deine Liebe ist lieblicher denn Wein", oder entsprechend: Deine Liebe ist mir und allen Menschen dienlicher als die Weisheit. Denn unter "Wein" wird in den Entsprechungsbildern allezeit Weisheit und Wahrheit verstanden.

Dass Salomo im ersten Bittsatze, als um das Wort der Liebe bittend, noch in der dritten Person zu Gott seufzt, bezeichnet, dass er durch die alleinige Weisheit Gott noch ferne ist; durch die zweite Person im Nachsatze, wo der Grund der Bitte des ersten Satzes ausgesprochen wird, aber bezeigt Salomo die schon grössere Annäherung Gottes auf dem Wege der Liebe als auf dem Wege der puren Weisheit. Den Kuss, die Liebe aber, um die Salomo in seinem Hohenliede gebeten hat, entspricht der werktätigen Lehre und Handlungsweise Jesu.

Weiter spricht Salomo in seinem Hohenliede:  "Es riechen deine Salben köstlich; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Jungfrauen."   Wo aber Gottes Wort durch Leben und Tat Jesu zur reinen Liebe wird, also eine wahrhaftig ausgeschüttete und heilende Salbe des Lebens und fürs Leben ist, so wird doch gewiss diese Salbe, dies göttlich tatkräftige und darum soviel wie ausgeschüttete Liebewort für alle Menschen verständlich und darum wohlriechend werden. Denn man sagt ja schon umgangssprachlich oft "riechen" statt "verstehen", zum Beispiel: "Riechst du, wo das hinaus will?" oder: "Er hat den Braten gerochen!" Das ist dann auch der Grund, weshalb die wahren Mägde oder Jungfrauen die Lehren und Taten Jesu, als die wahre Salbe des Lebens lieben. Wahre Mägde oder Jungfrauen sind die Seelen, die zur Wiedergeburt im Geiste eingeladen sind, denn verständige Seelen entsprechen lieblichen Mägden darin, dass sie dem Geiste in aller Liebe dienen müssen und auch dienen wollen, und den Jungfrauen darin, dass sie noch nicht verehelicht (wiedergeboren) sind in ihrem Geiste (mit dem Geiste völlig vereint sind). Sie haben darum zwar ein aufnahmefähiges und aufnahmebereites Gemüt, aber noch nicht die männliche Kraft, die alleine im Geiste ruht. Darum lieben sie sowohl das Liebewort wie die Liebetat Gottes in seinem Sohne Jesus, und müssen ihn lieben seiner köstlichen Salbe wegen, die sie erquickt und belebt.

Der nächstfolgende Vers lautet: "Ziehe (Herr) mich dir nach, so laufen wir."  Wer sonst wohl kann da geistig ziehen, als allein nur die Liebe?! Und die Folge ist, dass diejenigen, die mit und durch die Liebe unterwiesen und gezogen werden, in einem Augenblicke mehr fassen und begreifen, daher im Erkenntniswachstum wahrhaft laufen – gegenüber der mühsamen Art der Belehrung über die trockene und kalte Weisheit, die in vielen Jahren erst erreicht, was die Liebe so schnell in sich aufnimmt und erfasst. Die erste Person im ersten Satzteil des Textes ist also nur eine moralische, wie sie dem Wunsche eines jeden Einzelnen für sich nur immer entsprechen kann, und erscheint im zweiten Satzteil darum in die Vielheit geteilt, da sie doch offenbar alle Menschen dieser Erde betreffen sollte.

Weiter heisst es im nächsten Vers dieses Liedes Salomos:

"Der König (des Reiches Gottes) führte mich (Seele – durch sein Vorbild und seine menschliche Nähe in der Person Jesu) in seine Kammern (in das innere Leben seines Vaterherzens). Wir (die wir das erkennen) freuen uns und sind fröhlich über dir; wir gedenken an deine Liebe mehr denn an den Wein (Weisheit). Die Frommen lieben dich."

Der nächste Vers lautet: "Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos."

Diese bildhafte Aussage kann doch in der heute gebräuchlichen Sprache nichts anderes bedeuten und aussagen als: Ich, der Herr (vor allem wie er in der Person Jesu auf diese Welt unter die hochmütigen und darum blinden Menschen gekommen ist), bin von euch meistens ungekannt und von eurem hohen Weltbewusstsein und eurer galanten Weltlichkeit zutiefst verachtet (schwarz), bin in mir selber aber dennoch voll der tiefsten Demut, Sanftmut, Geduld und Liebe (also lieblich) zu euch Töchtern Jerusalems. Wer aber sind die Töchter Jerusalems? Diese sind der Hochmut, der Stolz, die Herrsch- und Habsucht in den Seelen der Nachkommen Abrahams. Das sind die nach aussen hin gezierten Töchter Jerusalems, denen aber der verachtete, also vor ihnen schwarze Herr in der menschlichen Gestalt Jesus, doch gnädig und barmherzig ist und darum lieblicher und liebevoller als die von aussen her gar elend und verlassen aussehenden Hütten Kedars, deren Einwohner aber doch immerhin auch zum köstlichen innern Reichtum berufen sind (Jes. 42, 11), und lieblicher als Salomos wertvollste Teppiche, welche durch den steten Gang der weltlich staubigen Füsse über ihn ihrem äussern Ansehen nach auch nicht mehr ganz so köstlich schienen wie sie ihrem innern Gehalt nach sein mochten.

Weiter heisst es dann: "Sehet mich nicht an, dass ich so schwarz bin (vor euch Töchtern Jerusalems); denn die Sonne (euer Weltstolz) hat mich verbrannt (vor eurem hochmütigen Weltangesichte)! Meiner Mutter Kinder zürnten mit mir."  Wer anders kann die Mutter sein als die Weisheit in Gott, so wie der Vater in Gott die pure Liebe ist, aus deren wärmender Kraft erst das Licht seiner Weisheit hervorgeht, die ihrerseits seine ewige Ordnung begründet, welcher alles zürnet, was aus ihr als selbständiges Licht hervorgegangen ist, weil das Geschöpfliche – das Erkenntnislicht der einzelnen Wesen also –  diese Liebe in der gesetzten Ordnung, also den Vater, nicht kennen und erkennen will und mag. Darum heisst es: "Sie haben mich (in dieser heiligen Ordnung alleine) zur Hüterin der Weinberge gesetzt" (wie es im folgenden Text heisst). Das heisst: Sie haben die durch Gottes Weisheit gegebene Ordnung alleine – ohne die dazugehörige Liebe – als blosses (äusseres) Gesetz beachtet und damit auch sie alleine zur Hüterin der Weinberge Gottes (das ist ein entsprechendes Bild für die Menschengemeinde) gemacht. "Aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet."  Das heisst soviel als: Meine ewige, göttliche unzugängliche Höhe und Tiefe habe ich – die göttliche Liebe – ausser meiner Hut (Behütung) gesetzt; wovon hoffentlich für jedermann christlichen Glaubens die höchst zugängliche Wesensart Jesu doch das sprechendste Zeugnis gibt, da er sogar jene nicht richtet, die ihn werktätig verurteilten!! Seinen höchsten, unzugänglichsten und lichtvollsten Himmel hat Gott also verlassen, um hier auf der Erde in der Person Jesu in der tiefsten Demut – also schwarz vor den Kindern dieser Erde – zu erscheinen, die gerechten Armen aber durch sein eigenes Wort einzuführen in die Kammer seines nach aussen hin durch seine Demut so prunk-losen, aber in seinem Innern des ewigen Liebelebens vollstes Vaterherz – in die Hütten Kedars also, deren Bewohner durch die Annahme seiner Liebe, zum Jauchzen aufgerufen sind.

Weiter heisst es im Hohenliede Salomos:  "Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhest im Mittage, dass ich nicht hin und her gehen müsse bei den Herden deiner Gesellen."  Salomo hat ja diese einmalige Menschwerdung Gottes nur ahnend ersehnt oder prophetisch wahrgenommen, und war seinerzeit nicht schon ein Zeuge davon, denn sonst hätte er und durch ihn auch seines Volkes Seele, die Israeliten, den göttlichen Hirten – seine Schafe weidend – sicher gefunden und müsste nicht fürchten, ihn, hin und her gehend, suchen zu müssen bei den Herden seiner Gesellen. Denn: der ewige Mittag der Ruhe Gottes war jene lange, lange Zeitendauer, in der er nicht – wie zu Zeiten des Erdenlebens Jesu – selbst mit den Menschen (mit seiner Herde) umging, sondern sie seinen Gesellen (den Priestern) überlassen hat, die dabei immer dümmer und hochmütiger geworden sind, sodass sie ihren Herrn nicht erkannt hatten, als er selber kam (in der Person Jesu), um alle Herden zu sammeln unter seinem Stab. Diese ersehnte Zeit und der heisse Wunsch nach ihr ist nun aber mit der Geburt Jesu in Erfüllung gegangen, und wir Menschen müssen seit daher nicht mehr – wie die Seele Salomos damals – hin und her gehen und ihn suchen bei seinen höchst dumm und geistig träge gewordenen Gesellen. (Denn, wie Jesus sagte, kommt die Zeit und war zu seiner Erdenlebenszeit schon da, wo man Gott weder auf dem Berge, noch zu Jerusalem im Tempel – zusammen mit den Priestern oder seinen Gesellen – anbetet, sondern alleine nur im Geiste und der Wahrheit, denn Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im (Liebe-)Geist und in der Wahrheit (ihres ehrlichen und innigsten Herzenswunsches) anbeten [Joh. 4, 21 bis 24].)

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