Über die Ernährung von Wasserpflanzen

Es gibt viele Methoden, die verschiedenen Bedürfnisse von Pflanzen zu erforschen. Die einfachste und sicherste ist die Praxis – nicht das Experiment. Denn in der Isolation des Labors fehlen so manche Umweltfaktoren, dass die Resultate nicht oder nur sehr bedingt mit der Praxis übereinstimmen. Das ist in ganz besonderem Masse bei einem Aquarium der Fall, weil dort alle Faktoren isoliert von der grossen und ausgleichenden Natur zustande kommen und es ausser einem Wasserwechsel keine Unterstützung aus dem grossen Reservebereich der Natur gibt. Aber eine aufmerksame Beobachtung des Geschehens bei der Pflanzenzucht vermittelt ein abgerundetes Bild über die Notwendigkeiten und Voraussetzungen für ein gedeihliches Pflanzenleben im Aquarium. Dass meine in 40 Jahren erworbenen Erkenntnisse den heute gängigen Ansichten widersprechen, beruht lediglich auf der Tatsache, dass ich nicht an der Herstellung und dem Verkauf überflüssiger und die Umwelt belastender so genannten Pflegemittel ein Interesse habe, sondern an der einfachsten und preisgünstigsten Methode, Wasserpflanzen gesund und schnell vermehren zu können – und das unter Wasser, weil nur derart gezogene Wasserpflanzen beim Kunden zügig an- und weiterwachsen.

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ÜBER DIE ERNÄHRUNG VON WASSERPFLANZEN

Vor ziemlich genau 30 Jahren habe ich in einem Buch ("Liebe und Verständnis für das Aquarium") beschrieben, wie ein Aquarium einzurichten wäre, damit man mit einem absoluten Minimum von Aufwand einen möglichst grossen und vor allem anhaltenden Erfolg haben kann. Die darin beschriebene Methode habe ich schon Jahre zuvor darum entwickelt, weil ich in meiner Wasserpflanzengärtnerei meine für den Verkauf bestimmten Aquariumpflanzen unter genau denselben Bedingungen ziehen wollte, unter welchen sie nachher – im Aquarium des Endverbrauchers – auch weiter gedeihen sollen. Das heisst also:  1. unter Wasser – statt über Wasser, in freier Luft,  2. in stehendem Wasser – wie im Aquarium üblich –, und nicht in stets neu zufliessendem Wasser,  3. unter Kunstlicht. Es sind in der Summe dieser Forderungen so viele, sich gegenseitig einschränkende Bedingungen enthalten, dass sie bestimmt als die am schwierigsten zu realisierende Methode erscheinen muss. Aus diesem Grunde war ich schon damals einer von ganz wenigen, die unter Wasser gezogene Pflanzen anbieten konnten, und wohl gar der einzige, der in stehendem Wasser zu kultivieren vermochte. Das Kultivieren bedeutet mehr, als nur bloss am Leben erhalten; es bedeutet: zügig vermehren und gross ziehen. Heute, da ich nach über 30 Jahren der einzige geblieben bin, der überhaupt noch unter Wasser Pflanzen zieht, und anderseits die ganze Aquaristik zu einer blossen Technik-Sphäre verkommen ist, möchte ich wieder einmal darauf aufmerksam machen, wie schön und wie leicht es für denjenigen ist, Aquariumpflanzen zu ziehen, der mit gemüthaftem Verständnis einen ganzen Problemkreis zu erfassen bemüht ist, gegenüber der heute üblich gewordenen Additionstheorie und -technik, wo immer noch eine Komponente neu hinzu kommt, sodass an Geräten, Theorien und Spurenelementen ein Mehrfaches benötigt wird, als nachher die vielen Pflanzenarten zur gedeihlichen Entwicklung auch wirklich brauchen. Dabei braucht es in Wirklichkeit so wenig wie bei der menschlichen Ernährung, wo im Prinzip auch nur vor allem Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser, resp. die Elemente Sauerstoff und Wasserstoff gebraucht werden, und von allen übrigen Elementen nur ganz geringe Spuren. Während bei der menschlichen Ernährung der Kohlenstoff in den Kohlehydraten (Zucker und Stärke) und Fetten vorhanden ist, liegt er bei der pflanzlichen Ernährung in Form der Kohlensäure vor. Der Stickstoff für die menschliche und pflanzliche Ernährung ist im Eiweiss enthalten, und die Spurenelemente braucht es, um all diese Verbindungen zu ermöglichen und zu komplettieren. Also sind im Prinzip in allen lebendigen Organismen auch alle notwendigen Elemente enthalten, einfach nur in spezifisch gebundener Form. Diese Formen lassen sich zwar auf-, ab- und umbauen, aber die Grundsteine zu all diesen Formen und ihre Verhältnisse zueinander bleiben stets dieselben. Und diese stete Auf-, Ab- und Umbauerei geschieht – wie überall – auch in einem Aquarium. Ich muss also die Aufbaustoffe für die Pflanzen nicht unbedingt in der für sie richtigen Form dazu geben. Ich kann es auch in der den Fischen zuträglichen Form – als Fischfutter – tun. Allerdings gibt es auch bei den Fischen – wie bei den Pflanzen – Unterschiede in Bezug auf das Mengenverhältnis der verschiedenen Stoffe untereinander. Sie sind bedingt durch ihren innern Aufbau einerseits und durch die mehr oder weniger intensive Verwertung der zugeführten Nahrung anderseits. So gibt es Fische mit schlechter Eiweiss- (Stickstoff)-verwertung und solche mit schlechter Kohlenstoffverwertung. Der Stickstoff wird durch die Verdauungsrückstände (den Kot) ausgeschieden, der Kohlenstoff über das Blut und die Atmung als CO2. Unter den Pflanzen gibt es solche, die viel Stickstoff brauchen (Echinodoren, Sagittarien, Lobelien) und solche, die wenig davon brauchen (Cryptocorynen im Allgemeinen). Es besteht jedoch bei den Tieren wie den Pflanzen die Möglichkeit, dass sie, durch den Assimilationsreiz (den Hunger) bedingt, von einem Stoff unverhältnismässig mehr aufnehmen, als sie bräuchten. Das heisst, dass zum Beispiel Stickstoff und Kohlenstoff nicht in dem der Pflanze oder dem Fisch zuträglichen Verhältnis aufgenommen wird, sondern von dem im Überfluss vorhandenen Teil zu viel. Und dieses Ungleichgewicht kommt einer Vergiftung gleich. Sie macht Pflanzen und Tiere gleichermassen krank und kann bei fortgesetzter Dauer zum Tode führen. Aus diesem Wenigen können wir bereits folgendes schliessen: Ein Aquarium, dessen Insassen – Pflanzen wie Fische – gedeihen sollen, braucht eine Ernährungsquelle. Und diese kann ausschliesslich in Fischfutter bestehen, auch wenn die Pflanzen ihre Grundelemente in anderer Aufbauform brauchen. Denn sowohl der Fischorganismus als auch die im Aquariumwasser vorhandenen Bakterien bauen während ihrer Verdauung diese Grundelemente um, sodass sie nachher in der für Pflanzen aufnahmefähigen Form im Wasser gelöst sind und diesen dadurch zur Nahrung dienen. Nun müssen wir nur noch genau darauf achten, dass wir mit dem ausgewogen aufgebauten Fischfutter auch eine entsprechende Fischgesellschaft ernähren, die in ihren Ansprüchen ebenso ausgewogen ist wie das Futter selbst. Oder wir müssen einer in Bezug auf ihre Ernährung etwas unausgewogen zusammengestellten Fischschar jene Pflanzen (= Zweitverwerter) beigesellen, die ihrerseits den von den Fischen im Übermass unverwerteten Teil zu ihrer eigenen Ernährung dringend benötigen und dadurch das Aquariumwasser im selben Masse wieder entlasten, in welchem es durch die Kotausscheidung der Fische fortwährend belastet wird.

Wie aber können wir ohne all den teuren wissenschaftlich-technischen Kram zu Erkenntnissen über die verschiedenen Ansprüche der Pflanzen auf die beiden Grundnahrungsstoffe Kohlenstoff und Stickstoff kommen? Nicht dadurch, dass wir das "zuwenig" erkennen, sondern durch das Erkennen des "zuviel". Denn bei wenig Nahrung ganz allgemein verzögert sich bloss das Wachstum. Die Gesundheit bleibt erhalten. Bei einem zuviel hingegen gibt es sofort Erkrankungserscheinungen. Eigentlich kennen wir diese Problemstellung schon aus der Humanmedizin: Knappe Ernährung schadet dem Menschen keineswegs, sondern erhält ihn nüchtern und gesund. Aber schon ein momentanes, allgemeines Zuviel an Nahrung erzeugt Brechreiz. Das Zuviel nur eines einzigen Stoffes kann ebenfalls schon sehr schnell erhebliche Nachteile bringen. Wir kennen das zum Beispiel beim Alkohol, der schon bei relativ kleinen Mengen die Reaktionsfähigkeit beim Menschen beeinträchtigt. Ein Zuviel an Kohlenstoff in Form von Kohlehydraten und Fetten bewirkt bei den meisten Menschen ein Dickwerden, während ein Zuviel an Stickstoff (Eiweissen) zu Bewegungsbehinderungen (Rheuma und Gicht) führt.

Da Fischfutterflocken unterschiedlich zusammengesetzt sind, können Fische das ihnen Zusagende daraus auswählen. Aber dasjenige, das sie für ihre Ernährung nicht verwenden können und darum mit dem Kot ausscheiden, ergibt dann eine einheitliche und gleich bleibende Stoffmischung, welche bei Unausgewogenheit die Pflanzen schädigen kann, weil sie in ihrer Ernährung auf den Abfall der Fischernährung angewiesen sind. Und der Schaden entsteht dabei stets durch ein Zuviel, wie wir vorher gesehen haben, sodass man am Schadensbild erkennen kann, von was zu viel vorhanden ist. Ein Zuviel an Stickstoff (auch in kolloidaler Form, also nicht als Nitrat messbar) erkennen wir zuerst an den Wasserfreundarten (Hygrophila-Arten), speziell an den Blättern des sog. Kirschbaumes und des indischen Wasserfreundes. Dort bewirkt es ein rascheres Gelbwerden der älteren Blätter (in den unteren Stängelabschnitten), und als ganz spezifische Erscheinung kommt es zum Auftreten ganz kleiner, nadelstichartiger Löcher auf solchen Blättern. Sie haben einen winzig feinen, schwärzlichen oder bräunlichen, wie versengt aussehenden Rand. Wenn wir in diesem Stadium nichts dagegen unternehmen, so werden mit der Zeit und der stets grösseren Konzentration dieses Stoffes auch die Blätter mancher Cryptocorynearten schleimig zerfallende Ränder aufweisen. Beide Erscheinungen müssen nicht unbedingt rapide zunehmen, werden aber mit der Zeit – durch die Bremsung des Wachstums und der dadurch noch schneller steigenden Stickstoffkonzentration im Wasser bedingt – doch in stets zunehmendem Tempo sich ausweiten, sodass sogar auch an den Schwertpflanzen (Echinodoren) – den grössten Stickstoffzehrern – Vergiftungserscheinungen bemerkbar werden. Diese Pflanzenart entwickelt dabei ihre jüngsten Blätter nicht mehr zu voller Grösse. Das Blatt bleibt kleiner, seine Farbe ist heller, mit der Zeit gelblichgrün bis weisslichgelb (chlorotisch) und gleichzeitig wird jedes neue Blatt dicklicher und brüchiger, sodass mit der Zeit ein gelbliches, kleines Herz voll dicklichen, brüchigen Blättern entsteht, welche im Spätstadium sogar bräunlich-glasige oder glasige Flecken aufweisen.

Dieses Zuviel an Stickstoff können wir – momentan – durch einen Wasserwechsel korrigieren, sofern wir ihn frühzeitig vornehmen. Bei vollständiger Vergiftung mit dem oben beschriebenen Bild der Schwertpflanzenschäden braucht es allerdings gar drei Wasserwechsel von vier Fünfteln des Aquariuminhaltes im Abstand von je 7 Tagen, damit auch der am Boden vorhandene Stickstoffteil in Lösung übergehen kann und dann bei dem jeweils folgenden nächsten Wasserwechsel ausgeschieden werden kann. Das ist das einzige momentan wirkende Mittel zur bleibenden Besserung der Chlorose – und nicht etwa die überall empfohlene Eisendüngung. Denn Eisen ist schon in der Fischnahrung – der Blutbildung wegen – reichlich vorhanden. Es gelangt beim Abbau der roten Blutkörperchen mit den Ausscheidungen in absolut genügender Menge ins Wasser. Eine zusätzliche Eisendüngung macht zwar die Blätter chlorotischer Pflanzen ebenfalls wieder grün, lässt die ganze Pflanze aber dennoch unter dem Druck der Stickstoffvergiftung mit der Zeit absterben. Mit dieser so oft empfohlenen Eisendüngung erzielt man also bloss denselben Effekt, wie wenn man einem blutarmen, bleichsüchtigen Mädchen ein Gläschen Wein zu trinken gibt. Auch bei diesem färben sich nach einer solchen Gabe die Wangen rot, ohne dass es dadurch zu mehr Blut und dadurch zur Genesung gekommen wäre. Als längerfristige Massnahme bei Stickstoffüberschüssen bleiben: Verkürzung der Perioden zwischen den Wasserwechseln oder weniger Fische oder einen grösseren Anteil der Schwertpflanzen am Gesamtbestand (Stickstoffzehrer!).

Ein Zuviel an Kohlenstoff, dem andern der beiden Grundnahrungsstoffe, gibt es in einem ohne Technik geführten Aquarium nicht. Um eine Kohlenstoffvergiftung herbeiführen zu wollen, müsste man eine CO2-Düngeanlage betreiben. Mit dieser könnten wir den Kohlenstoffanteil so weit erhöhen, dass die Blätter immer grösser, dünner und durchsichtiger werden und schlussendlich zu verfallen beginnen. Das momentane, wie das längerfristige Mittel dagegen besteht in der Abschaltung der künstlichen CO2-Zufuhr.

Durch das Erkennen eines Zuviel erkennen wir vor allem das Ungleichgewicht unter den Nährstoffen, welches krank macht. Das richtige Quantum der ausgewogenen Mischung hingegen erfahren wir in der Wuchsgeschwindigkeit der Pflanzen einerseits und an der Grösse der Pflanzen mit grundständigen Blättern anderseits. Bei Echinodoren (Schwertpflanzen) beispielsweise kann man für die meisten sagen, dass sie vom Stossbeginn eines Blattes zum Stossbeginn eines zweiten bis maximal 14 Tage brauchen. Dabei braucht das zuerst gestossene Blatt noch nicht bis zur vollen Grösse entwickelt zu sein, wenn wir das zweite hervorkommen sehen. Innerhalb dieser 7 bis 14 Tage – im Durchschnitt aller Echinodorusarten gesehen – ist das Wachstum normal und bedeutet für uns, dass genügend Nährstoffe vorhanden sind, sofern die Blätter auch zur vollen Grösse auswachsen (Echinodorus bleheri z.B. 50 bis 60 cm, Echinod. martii 60 bis 75 cm). Ein leichtes Zuwenig erkennen wir am Nachlassen des Wachstums, insoweit keine Vergiftungserscheinungen vorhanden sind. Dabei werden durch das Grösserwerden der Pflanzen auch mehr Nährstoffe beansprucht, die bei einer zu knappen Anfangsbemessung dann nicht mehr in genügendem Masse vorhanden sein können. Abhilfe geschieht in diesem Falle entweder durch mehr Fische oder eine zweimalige tägliche Fütterung. Achtung!: Nicht mehr Futter auf einmal geben, sondern zu zwei verschiedenen Zeiten die vorher normale Dosis oder etwas weniger.

Ein leichtes Zuviel an Nährstoffen besteht – bei natürlich betriebenen Aquarien, wie sie in unserer Züchterei stattfindet – immer in einem leichten Ungleichgewicht zu Gunsten des Stickstoffes. Denn – die Kohlensäuremenge kann bei gleich bleibender Fischanzahl nicht gesteigert werden, nur der Stickstoff. Bei einem leichten Zuviel dieses Stickstoffes erhalten wir bei den Schwertpflanzen mit der Zeit dunklere Blätter, deren Ränder oft leicht nach unten gebogen sind. Die Blätter sind dabei auch etwas brüchiger als sonst. Danach erst werden wir an den Wasserfreundgewächsen die nadel-stichartigen Löcher auftreten sehen und einiges später dann die gelbgrünen Herzblätter bei den Echinodoren. Zeitige Abhilfe geschieht hier durch einmaligen sofortigen Wasserwechsel (vier Fünftel des Aquariuminhaltes) bereits zur Zeit des Dunklerwerdens der Schwertpflanzenblätter.

Um das Ganze in ein Gleichgewicht zu bekommen und darin zu erhalten, brauchen wir einerseits die Erkenntnis, wie viel eine jede Fischart durch ihren Kot von den durch das Futter eingebrachten Nährstoffen weitergibt (diese Angaben finden sich am Schluss). Anderseits müssen wir auch erkennen, dass bei ausgewogenster Besetzung und Fütterung das Ganze nur dann im Gleichgewicht bleiben kann, wenn keine Vorgänge stattfinden, welche die Nahrungsaufnahme der einen oder andern Kostgänger verunmöglichen.

Gerade zu Beginn – bei einer Neueinrichtung – gibt es aber Situationen, die das herbeiführen könnten: Eine versetzte Pflanze braucht für die Umstellung vom frühern Verhältnis auf die neuen Verhältnisse nämlich durchschnittlich 8 bis maximal l0 Tage. In dieser Zeit muss sie das innere, chemische Druckgefälle von den Wurzeln zu den Blättern hin – den osmotischen Druck – der neuen Situation anpassen und nimmt dabei keine neuen Nährstoffe auf, sondern bezieht diese durch die Aufgabe von einem bis maximal drei Blättern, welche bald darauf abzusterben beginnen. Wird nun das Aquarium gleichzeitig mit der Neubepflanzung auch mit der vollen Anzahl der Fische bestückt, so fallen 7 bis l0 Tage lang volle Tagesportionen an Nährstoffen an, welche von den frisch versetzten Pflanzen nicht gebraucht werden. Also haben wir nach der Eingewöhnungszeit der Pflanzen bereits das 7- bis l0-fache der benötigten Tagesmenge – schon fast eine leichte Vergiftung –, welche das Weiterwachsen gefährdet, zumindest aber verzögert und durch diese Verzögerung täglich einen weitern Nährstoffüberschuss bewirkt. Darum ist es von grossem Vorteil, die benötigte Anzahl Fische erst 7 bis 10 Tage nach der Bepflanzung eines neu eingerichteten Aquariums einzusetzen.

Bei längerer Eingewöhnungszeit – ohne Fische – stellt die Pflanze nach der Umstellung und Eingewöhnung ihr Wachstum wegen Nährstoffmangel ein. Um dieses Wachstum wieder anzuregen, braucht es eine längere Zeit, in welcher die Nährstoffkonzentration etwas niedriger als sonst sein müsste. Geben wir also beispielsweise erst nach drei Wochen die Fische hinein, so sind die Pflanzen zu dieser Zeit nicht mehr dazu bereit, die entstehenden Nährstoffe auch sofort zu verwerten. Solche – heutzutage popagierte – lange "Einlaufzeiten" sind nur bei Kunstdüngung sinnvoll. Nur ist eine Kunstdüngung a priori nicht sinnvoll, weil ja während der ganzen übrigen Zeit eines eingerichteten Aquariums ohnehin genügend Dünger vorhanden ist.

Beim Versetzen nur einzelner Pflanzen besteht diese Gefahr niemals, weil ja alle übrigen, bisherigen Pflanzen laufend die anfallende Dünger- oder Nahrungsmenge voll aufnehmen. Hingegen sind grössere Eingriffe, zum Beispiel Erneuern eines Drittels eines Aquariums oder Zurückschneiden eines Drittels des Blattvolumens, solche Momente, wo der Nährstoffvorrat nicht mehr voll benötigt, respektive aufgenommen wird. Denn die Unterwasserpflanzen nehmen fast alle Nährstoffe nur über ihre Blätter auf. Deshalb muss mit jedem gravierenden Eingriff auch zumindest ein Wasserwechsel von vier Fünfteln des Aquariuminhaltes vorgenommen werden, bei älteren Aquarien besser zwei oder drei im Abstand von je sieben Tagen.

Alle diese Angaben stimmen nicht nur mit der im eigenen Betrieb geführten Praxis überein, sondern auch mit der Praxis unzähliger privater Kunden, von welchen die meisten ihr Aquarium über sechs bis acht Jahre, teilweise bis über 12 Jahre hinaus, ohne Erneuerung der Einrichtung betreiben. Auch in meiner eigenen, umfangreichen Zuchtanlage bestehen praktisch alle Aquarien seit 29 Jahren (seit dem damaligen Domizilwechsel) mit der Ersteinrichtung – also ohne je den Bodengrund gewechselt zu haben und ohne jeden künstlichen Düngezusatz, das heisst also auch: 29 Jahre ohne jeden Eisenzusatz!

Die Wasserhärte (Karbonat- wie Gesamthärte) spielt absolut keine Rolle, solange die Karbonathärte nicht unter 6° d.H. fällt und die Gesamthärte nicht über 20° d.H. liegt. Auch darunter und darüber kann ein Aquarium sehr gut über Jahre hinaus gedeihen, aber nicht mehr jede Pflanzenart.

Der Riesenwasserfreund beispielsweise braucht unbedingt Kalk und ist imstande, in unseren Nachzuchtbecken (bei voll bepflanztem Aquarium) die Wasserhärte innert Wochen von 20° d.H. auf 7° d.H. zu drücken – trotz kalkhaltigem Sand! Bei ein bis zwei Härtegraden wird er kaum ein halbes Jahr alt. Auch viele weichwasserliebende Pflanzen lassen sich bis 20° d.H. noch ganz gut vermehren, besonders natürlich im Verband mit Kalk zehrenden Pflanzen. Über diesen Wert hinaus wird es für solche Arten aber problematisch.

Nach all dem bisher Gesagten ist es wohl mehr als klar, dass ich in meinem Bodengrund und im Bodengrund all meiner Kunden – auch zu Beginn – keine künstlich zugeführten Nährstoffe habe, sondern ausschliesslich Sand in einer ganz speziellen Mischung der Korngrössen. Die Aquariumpflanzen benötigen absolut keine Ernährung vom Boden aus, so oft das auch behauptet und beschrieben wird. Dass sich mit der Zeit über dem Boden und in seinen obersten Schichten dennoch Nährstoffe ablagern, ist eine natürliche Erscheinung, da nicht nur der Fischkot, sondern auch alte, abfaulende Blätter auf dem Boden liegen bleiben und mit der Zeit ein Depot an gelösten Nährstoffen bilden. Bei einer Neueinrichtung wachsen aber die Pflanzen ebenfalls gut, ohne dass ein solches Depot bereits vorhanden wäre. Aus diesen Tatsachen lässt sich folgern, dass Sand ausschliesslich genügt, was sich in meiner Praxis seit über 39 Jahren auch bewahrheitet hat. Viel wichtiger ist die Struktur des Bodens, die so gewählt werden muss, dass eine Zirkulation des Wassers über Jahrzehnte hinaus ohne künstliche Nachhilfe (die immer schädlich ist) gewährleistet ist. Das heisst in der Praxis: scharfkörniger (nicht rundkörniger) Sand in folgenden Korngrössen: 40% 0,2 bis l mm, 30% 1,0 bis 2,0 mm, 15% 2,0 bis 3,0 mm, 15% 3,0 bis 4,0 mm. Dass scharf körniger Sand das Wasser besser zirkulieren lässt als rundkörniger, kann mit zwei einfachen Experimenten nachgewiesen werden, die ich in meinem Buch "Liebe und Verständnis für das Aquarium" im Kapitel "Die Bodengrund-Frage" beschrieben habe. Die angegebene Mischung lässt das Wasser auch noch nach 29 Jahren (!) genügend zirkulieren (älter ist meine Zuchtanlage am jetzigen Standort noch nicht, aber sie wird noch älter werden, da sie sich in gutem Zustand befindet) und lässt anderseits den Mulm und Kot der Fische nicht in seine Poren dringen, sodass der Abbau der in ihm enthaltenen Nährstoffe nicht in einem anaeroben Klima (ohne Sauerstoff) stattfinden muss, welches zu giftigen Endprodukten oder Stoffen führen würde. Übrigens: auch Panzerwelse verlieren ihre Barteln nicht durch die vielfach erwähnten Verletzungen an scharfem Sand, sondern nur von krankhafter bakterieller Einwirkung. Das lässt sich leicht beweisen, wenn wir neu gekaufte Panzerwelse je zur Hälfte in ein Aquarium mit scharfkantigem Sand und in eines ohne Sand oder mit rundkörnigem Quarzsand geben. Sind die Fische beim Kauf wirklich gesund gewesen (nicht nur gesund ausschauend) so leben sie in beiden Aquarien munter weiter. Waren sie hingegen krank – wenn auch gesund ausschauend –, so verlieren sie mit der Zeit ihre Barteln in beiden Becken und später dann auch ihr Leben.

Bei mehr als zwei Jahre altem Bodengrund kann das Nährstoffdepot so gross werden, dass wir immer öfters einmal ein Zuviel an Nährstoffen haben. Dann ist es ratsam, beim nächsten Wasserwechsel die oberste Bodenschicht mit einer Mulmglocke oder Absaugglocke zu säubern. Dabei darf aber niemals mit der Glocke tiefer als höchstens 6 mm in den Sand gestossen werden, da sonst der Sand bis in zu tiefe Schichten durcheinander gewirbelt wird, was dann aerobe und anaerobe Bakterienschichten vermischen würde und den Tod fast aller Bakterien zur Folge hätte, was ganz schwere, wenn nicht gar irreparable Schäden im Stoffhaushalt nach sich ziehen würde, sodass der Bodengrund unter Umständen sogar gewechselt werden muss, besonders wenn er schon mehrere Jahre alt war. Mehr als einmal jährlich ist diese Prozedur nicht erforderlich, in vielen Fällen nur einmal in zwei bis nahezu drei Jahren.

Spezielle Bodengrundheizungen sind in jedem Falle zu vermeiden! Ich kenne nicht einen einzigen Fall, da eine Aquariumeinrichtung über acht Jahre hinweg mit einer solchen funktioniert hat (meistens nicht über drei bis vier Jahre). Eine Ausnahme bildet die kaum messbare Erwärmung, welche durch die Vorschaltgeräte der Beleuchtung zustande kommt – sofern sie nicht unmittelbar unter dem Glasboden angebracht werden. Die Idee, dass eine solche Heizung durch die erzeugte Wärme die Stoffumsetzung im Boden beschleunige, ist nicht falsch, aber berücksichtigt viel zu wenig, dass jeder schnellere Verlauf – in was immer für einem Gebiet – gefährlich werdenden Unregelmässigkeiten Vorschub leistet. Denken wir nur an schnelle Konjunkturzyklen oder an höheres Fieber bei Krankheiten.

Eine kleine Zwischenbemerkung verdient die Frage, weshalb nicht eingepflanzte, sondern frei im Wasser treibende Pflanzen mit grundständigen Blättern kaum ein Drittel so gross werden wie eingepflanzte derselben Art, wenn wir doch vorher einmal festgehalten haben, dass die unter Wasser wachsenden Pflanzen alle Nährstoffe über ihre Blätter aufnehmen können. Ehrlich gesagt: Die Behauptung stimmt, aber den Grund dafür weiss ich nicht. Ich vermute aber stark, dass auch unter Wasser wachsende Pflanzen zur Aufnahme von Nährstoffen ein gewisses inneres Gefälle des osmotischen Druckes von den Wurzeln zu den Blättern hin brauchen. Denn eine in einem mit frisch gewaschenem Sand gefüllten Topf eingepflanzte Schwertpflanze beginnt in einem alt eingerichteten Aquarium nach ca. 3 Tagen sofort zügig zu wachsen. Das könnte sie aber nicht, wäre sie auf eine Nährstoffzufuhr über ihre Wurzeln angewiesen. Wohl aber besteht ein Gefälle des osmotischen Druckes von den untern Wasserschichten zu den oberen hin.

Eine generelle Grundbedingung zur Ernährung von Pflanzen überhaupt ist das Vorhandensein von Licht. Denn ohne Licht keine Fotosynthese, das heisst: keine Aufnahme und Bindung des Kohlenstoffes aus der Luft oder – bei Wasserpflanzen – aus dem Wasser und dadurch kein Aufbau des Eiweisses trotz des vorhandenen Stickstoffes. Aber, wie viel Licht braucht es dazu und eine wie lange Einwirkungsdauer? Aquarien mit einem Querschnitt bis zu 40 x 50 cm brauchen nur eine einzige Fluoreszenzröhre von der Gesamtlänge des Aquariums. Querschnitte ab 50 x 50 bis 55 x 55 cm brauchen zwei Röhren über ihre gesamte Länge und Querschnitte von 60 x 60 bis 60 x 70 cm brauchen drei Röhren über ihre gesamte Länge, sofern es sog. Drei-Banden-Röhren sind (höhere Lichtausbeute). Dabei spielt es keine Rolle, ob warmweisse oder kaltweisse Farbtöne verwendet werden. Ich selber verwende die kaltweisse Farbe (Philips TLD 840). Die optimale Beleuchtungsdauer beträgt ca. 14 Stunden pro Tag. Bei mehr Licht gedeihen vor allem gewisse Algenarten besser und wir verbrauchen dabei nicht nur mehr Energie als zum Wachstum der Pflanzen notwendig ist, sondern auch mehr, als unserer Umwelt zuträglich ist.

Wir können nach dem grundsätzlich Beschriebenen nun noch auf einige Details der Praxis eingehen:  Es lässt sich nicht vermeiden, dass durch den Fischkot mit der Zeit trotz aller Vorsicht nicht doch ein Ungleichgewicht der Stoffe zustande kommt, das sich in wenig ausgeprägter Form lediglich durch einen Rückgang der Wachstumsgeschwindigkeit bemerkbar macht. Darum ist ein Wasserwechsel alle 8 Wochen ein gutes Mittel, rechtzeitig gegen ein mögliches Ungleichgewicht der Stoffe vorzugehen, noch ehe es Wirkung zeigt. Dazu rate ich, obwohl wir in Versuchen Aquarien mit über einem Jahr alten Wasser noch durchaus gesund erhalten konnten. Bedingungen dazu waren: eher weniger Fische und rechtzeitiges Auslichten resp. Zurückschneiden der Pflanzen, sodass pro Eingriff das Pflanzenvolumen nie mehr als maximal um 10% vermindert wird – und das, bevor ein Dickicht entstanden ist, welches die unteren Pflanzenteile bereits zum Absterben gebracht hat. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, wechsle alle acht Wochen vier Fünftel des gesamten Wasservolumens, senke also mit andern Worten den Wasserspiegel so tief ab, dass die Fische gerade noch über dem Boden stehen können, bevor er das neue Wasser einlaufen lässt. Hat jemand zu viele Fische, so kann ein solcher Wechsel auch alle 6 oder gar alle 5 Wochen stattfinden. Bei reinen Salmlergesellschaften reicht allerdings auch ein regelmässiger dreimonatlicher Wasserwechsel aus.

Der heute überall empfohlene kleine Wasserwechsel alle 2 Wochen oder gar jede Woche bringt da nichts – ausser den Anbietern von Wasseraufbereitungsmitteln mehr Umsatz und Gewinn. Ich rate aber dringend von der Verwendung solcher Mittel ab, weil sie die Pflanzen immer leicht schädigen und die Fische in gesunden Aquarien nicht darauf angewiesen sind. Frage: Wem soll man bei zwei sich widersprechenden Ansichten eher glauben? Antwort: Keinem! Man probiere selber beides aus. Wer sich jedoch aus Bequemlichkeit solche Umtriebe ersparen will, der achte eher auf seine Gefühle und beurteile dann erst mit dem Verstande die Antwort seines Gefühles. Suchen wir uns also einmal eine ähnliche Situation, wo wir gefühlsmässig beurteilen können, ob hohe Konstanz oder eher Abwechslung gesundes Leben fördert. Eine reizlose Arbeit beispielsweise – wie das Autofahren auf einer Autobahn – ermüdet viel schneller als eine reizvolle Fahrt über eine hügelige Landschaft. Die Reize sind es also, die das Leben wecken und fördern. Wer in einem eher kühlen Raum kalt hat, bekommt schneller warm, wenn er in frischer – wenn auch noch kälterer Luft – einige tüchtige Bewegungen macht, als wenn er die Temperatur des Raumes nur ganz leicht (und damit zu wenig) erhöht. Auch die Kneipp'schen Wasserkuren mit kaltem Wasser verändern eine Krankheitssituation oft schneller und nachhaltiger als eine sonst gut gewählte Medizin, weil sie durch ihren umfassenden Reiz den ganzen Menschen beeinflussen, und nicht nur auf den kranken Punkt hinwirken. Auch hat ein kontinuierlich belüfteter Raum weniger "Atmosphäre" als ein geschlossener Raum, der hin und wieder recht durchlüftet wird. Das alles erkennen wir auch bei einem Wasserwechsel in der Grössenordnung von vier Fünfteln des Volumens: Die Pflanzen beginnen schneller zu wachsen, die Fische sind lebhafter, geweckter, während des Wechsels sogar übermütig.

Wenn nach zwei bis drei Jahren ein solch umfassender Wasserwechsel nicht mehr denselben Erfolg wie frühere bringt, dann liegt das am Überschuss der Nährstoffe, die in Bodennähe ein förmliches Depot gebildet haben – etwa vergleichbar dem zuviel eingerührten Zucker in einer Tasse Tee. Dann müssen wir – wie eingangs schon einmal erwähnt – drei Mal im Abstand von je sieben Tagen einen Wasserwechsel von vier Fünfteln vornehmen, um mit dem zweiten und dritten Wechsel jeweils jene Menge Nährstoffe auszuschwemmen, die der vorherige Wechsel durch das frische Wasser von diesem Depot am Boden wieder neu gelöst hat. Alsdann genügen wieder die üblichen zweimonatlichen Wasserwechsel. Es ist ja klar, dass wir bei jedem Wasserwechsel den eventuell über dem Boden sich befindenden Mulm mit dem Wasser zusammen absaugen. Wenn wir dabei sehen, dass auch die oberste Bodenschicht schon ziemlich mit Mulm durchsetzt ist, so verwenden wir zum Absaugen eine Absaugglocke in der Art, wie weiter oben beschrieben wurde.

Pflanzen mit hellgrünen Blättern, wie etwa Nomaphila und die meisten Echinodoren sind in der Regel frohwüchsig und benötigen mehr Stickstoff als andere, wirken also auf das Wasser reinigend und erfrischend. Von ihnen sollten deshalb immer genügend in einem Aquarium vorhanden sein. Sie erleichtern nicht nur den Fischen, sondern oft auch vielen andersartigen Pflanzen eine gedeihliche Entwicklung. So zum Beispiel die Teichrose (Nuphar luteum), die dem sonst eher etwas schwächlichen Didiplis, das in fast allen Aquarien immer wieder schwarze Stellen auf seinen Blättern aufweist, so stark hilft, dass es in ihrer Nähe nie krank wird und viel schneller und kräftiger wächst.

Zuletzt wollen oder müssen wir noch die Fische in ihrer sonderheitlichen Wirkung auf die Pflanzen näher betrachten. Wie schon vorher einmal erwähnt bringen diese durch ihren Kot vor allem Stickstoff (chem. Zeichen: N) und über ihre Atmung den Kohlestoff (chem. Zeichen: C) in Form von CO2 ins Wasser. Dabei überwiegt ihre N-Abgabe stets ihre C-Abgaben. Es ist also leichter, mit den Fischen genügend N zu erhalten als genügend C. Sauerstoffbedürftige Fische geben noch am meisten C in Form von CO2 ab. Das sind vor allem Salmler – ganz speziell der Kongosalmler –, und unter den Barben sind es die Sumatrabarben. Gut geeignet für grössere C-Abgaben sind auch die Fadenfische und die Panzerwelse, weil sie ihren Sauerstoffbedarf (chem. Zeichen: O) auch aus der atmosphärischen Luft über der Wasseroberfläche holen können und darum auch CO2 ins Wasser bringen können, ohne den dazu notwendigen Sauerstoff aus dem Wasser beziehen zu müssen. Unter Berücksichtigung all dieser Verhältnisse lassen sich dann alle Fische in ihrer Düngewirkung einteilen in stark düngende oder weniger stark düngende Fische. Diese Düngekraft der Fische, die wir in Einheiten angeben, hängt nicht unbedingt von ihrer Grösse ab. So gibt es beispielsweise unter den Rasbora-Arten einige grosse, die nicht mehr oder besser düngen als die kleinen unter ihnen. Aber schon junge Panzerwelse düngen anderseits wieder ein Mehrfaches von allen Rasbora- und vielen Salmlerarten.

Für ein frisch eingerichtetes Aquarium rechnen wir ab dem achten Tage für je 3 Liter Beckeninhalt eine Düngeeinheit. Bei über zwei- bis dreijährigen Aquarien genügt pro vier bis fünf Liter Inhalt eine Düngeeinheit, weil in älteren Aquarien immer ein mehr oder weniger grosses Depot an Nährstoffen vorhanden ist. In den 39 Jahren meiner bisherigen Züchtertätigkeit hat sich die am Schluss aufgeführte Einheitenzuteilung pro Fisch als richtig erwiesen, sofern die Fische nur einmal täglich mit Flocken- oder anderem Kunstfutter gefüttert werden.

Vor den Angaben zu den Düngewerten der einzelnen Fischarten aber noch eine generelle Zwischenbemerkung zu den messbaren Wasserwerten, die man ja vor allem der Fische wegen zu messen propagiert:

In einem Gesellschaftsbecken, das heisst in einem Aquarium, das Fische (und Pflanzen) aus ganz verschiedenen Familien und Herkunftsorten beherbergt, lassen sich solche Werte gar nicht erst festlegen, weil sie für die verschiedenen Arten auch ganz verschieden sind. Wir brauchen deshalb nur einen allgemeinen Rahmen, innerhalb welchem sich Fische und Pflanzen wohl fühlen können, wenngleich es für die einzelne Art nicht ein Optimum darstellt. Wir Menschen leben ja auch zumeist in einem Umfeld, das viel eher als einigermassen verträglich oder ertragbar bezeichnet werden muss, als in einem, das man optimal nennen könnte, und wir befinden uns dennoch ganz erträglich wohl dabei, weil wir uns daran gewöhnt haben. Denken wir beispielsweise nur an ein gemeinsames Schlafzimmer, wo der eine frische, kühle und sauer-stoffreiche Luft braucht, und der andere behagliche Wärme ohne den geringsten Luftzug. Wer also von den vielen Büchern, die er über dieses Fach bereits gelesen hat, weiss, dass man den Säurewert oder die Wasserstoffionenkonzentration messen kann und soll, der möchte sicher gerne wissen, was es mit dieser Grösse bei der aufgezeigten Methode für eine Bewandtnis hat. Bei Wasserhärten von 6° dH bis 20° dH Gesamthärte liegt der Säurewert oder PH-Wert – bei der beschriebenen Methode der Pflanzenernährung – kaum je unter 6,5 und praktisch nie wesentlich über 8,0, weshalb er nicht gemessen zu werden braucht, da sich innerhalb dieser Grenzen die meisten Pflanzen und Fische noch ganz gut entfalten können.

Der ebenfalls messbare Nitratgehalt liegt bei der beschriebenen Methode – solange die Pflanzen wirklich wachsen und es genügend hellgrüne Pflanzenarten hat – praktisch nie in kritischer Höhe. Bei normaler gedeihlicher Pflanzenentwicklung ist es darum nicht nötig, ihn zu messen, und bei misslichem Pflanzenwuchs nützt das Messen nichts dagegen, sondern nur sofortige Massnahmen zur Verbesserung des Pflanzenwuchses. Erst bei der Zuführung der vielen im Handel angebotenen chemischen Präparate zur Beeinflussung des Wassercharakters (seien es Dünger, Spurenelemente, Stabilisatoren oder Werteveränderer) oder sonstigen, unverhältnismässigen Eingriffen liegt die Möglichkeit grosser Nitratmengen im Bereiche der Wahrscheinlichkeit. Den Grund dafür zu beschreiben, würde Bücher füllen, die von den meisten doch nicht restlos verstanden würden, weil sie ein Feld eröffnen, das nur den wenigsten überschaubar bleiben kann. Und nichts im Leben ist gefährlicher und riskanter, als mit einem Halbwissen, ja selbst mit einem 80%-Wissen in natürliche Abläufe drastisch einzugreifen. Während der 39-jährigen Pflege von über 200 Aquarien mit insgesamt über 20'000 Litern Inhalt war bei mir ein solch drastisches Eingreifen auch nie notwendig geworden! Notwendig würde es wohl erst nach einem bereits erfolgten vorherigen drastischen Eingriff.

Noch ein kleiner Nachtrag zur Chlorose:

Obwohl ich meine Pflanzen grundsätzlich engros verkaufe, habe ich jeden Samstagnachmittag meine Kulturen für interessierte Aquarianer offen und berate sie bei aufgetretenen Problemen eingehend. Unzählige Male ist es in diesen 39 Jahren meiner Tätigkeit vorgekommen, dass mir Schwertpflanzen mit chlorotischen Herzblättern gebracht wurden, oder dass ich schlichtweg einfach nach dem besten Eisendünger gefragt wurde. In all den ungezählten Fällen riet ich zu blossem dreimaligen Wasserwechsel im Abstand von je 7 Tagen. Und nicht einer hatte dabei Misserfolg! Allerdings ist diese Methode nur bei jenen wirksam, die weder Langzeitdünger im Boden haben, noch eine Bodenheizung betreiben! Einmal fragte mich ein Kunde aus dem Süddeutschen Raum mitten im Gedränge vieler Kunden, noch bevor die Reihe an ihn kam, ob er nicht nur schnell einen Eisendünger kaufen könne, er brauche sonst nichts. Trotzdem die Reihe noch nicht an ihm gewesen wäre, erklärte ich ihm kurz die Sachlage, worauf er sich bedankte und ohne Eisenpräparat ging. Die Art, wie er es tat, liess mich vermuten, dass er mir nicht geglaubt hat. Darum nahm ich mir vor, ihn bei einem erneuten Besuch zu fragen, was er getan habe und mit welchem Erfolg. Da er aber über anderthalb Jahre nicht mehr kam, war für mich sicher, dass er anderswo "sein" Eisen gekauft habe. Da – eines Samstagnachmittages – kam er unverhofft wieder, und als er an die Reihe kam, waren seine ersten Worte: "Der Ratschlag, den Sie mir gegeben haben, war wunderbar! Eigentlich wollte ich damals nach einer Eisendüngung von Ihnen Pflanzen kaufen, aber die meinen haben sich nach dem dritten Wasserwechsel derart erholt und sich zu entwickeln begonnen, dass ich von da an stets auslichten musste. Jetzt aber bin ich nur gekommen, um wieder einmal ein paar Fische zu kaufen". Kunden, die das oft nur schwer glauben können, weil wirklich überall das Eisen gegen Chlorose propagiert wird, mache ich jeweils auf die Tatsache aufmerksam, dass Kopfstecklinge des Riesenwasserfreundes nach der Köpfung und Neupflanzung praktisch immer zwei bis drei chlorotische neue Blattpaare treiben – oft kommt das auch bei Ludwigia-Arten vor, wenn sie das aber im selben Wasser tun, in welchem sie vor der Köpfung recht satte Blattfarben hatten, so kann es doch nicht am Eisen liegen, sondern nur an ihrer Fähigkeit (resp. Unfähigkeit), mit den vorhandenen Bedingungen nach einem solchen "Schock" fertig zu werden. Denn ohne Änderung der äussern Bedingungen treiben sie nach dem vollständigen Einwachsen wieder ganz normal farbige Blätter. In dasselbe Fach gehört auch die Erscheinung, dass Schwertpflanzen (besonders die breitblättrigen Arten) beim Umpflanzen die ersten zwei oder drei nachstossenden Blätter chlorotisch entwickeln, obwohl alle andern Pflanzen im selben Aquarium völlig gesundes Grün aufweisen. Speziell Echinodorus horizontalis ist da so heikel, dass sie sogar bei der Verpflanzung im gleichen Aquarium beinahe eingehen kann; auch kann diese seltene Art schon nach einem Wasserwechsel chlorotische Blätter treiben, obwohl sie schon lange Zeit vorher gesund in einem Aquarium gestanden haben mag. All diese Erscheinungen zeigen, dass nicht ein Mangel an Eisen vorliegt, sondern ein Unvermögen der Pflanzen besteht, mit den vorhandenen Stoffen richtig umzugehen, welches durch äussere Bedingungen hervorgerufen wird, sei es durch brüske Änderungen oder durch Vergiftung mit Stickstoff oder auch mit anderen, weiteren Stoffen.

 

Düngewerte von ausgewachsenen Fischen

Fischarten

Düngewert

Neonsalmler, normale, rote, schwarze ......................................................0,75 - 0,8
Glühlichtsalmler .......................................................................................0,75 - 0,8
Schlusslichtsalmler ...................................................................................0,75 - 0,8
Karfunkelsalmler ......................................................................................0,75 - 0,8
Phantomsalmler rot, schwarz, gelb ...........................................................0,75 - 0,8
Rotkopfsalmler, Rotmaulsalmler ..............................................................0,75 - 0,8
Zitronensalmler .........................................................................................0,75 - 0,8
Keilfleckbärbling ......................................................................................0,75 - 0,8
Kardinalfischchen .....................................................................................0,75 - 0,8
Trauermantelsalmler .................................................................................1,0
Rosensalmler ............................................................................................1,0
Zebrabärbling ...........................................................................................1,0
Schillerbärbling ........................................................................................1,0
Leopardbärbling .......................................................................................1,0
Scherenschwanzbärbling ..........................................................................1,0
Mollies, black, gold etc.. ..........................................................................1,0
Platy .........................................................................................................1,0
Schwertträger ..........................................................................................1,0
Eilandbarben ............................................................................................1,0
Fünfgürtelbarben ......................................................................................1,0
Sonnenfleckbarben ...................................................................................1,0
Sumatrabarben ..........................................................................................1,5
Prachtbarben .............................................................................................1,5
Rubinbarben .............................................................................................1,5
Kupferbarben (Barbus narayani) ..............................................................1,5
Brokat- oder Schubertibarben ..................................................................2,0
Kongosalmler ...........................................................................................2,0 - 3,0
Langflossensalmler ..................................................................................3,0
Zwergregenbogenfisch .............................................................................2,0
Regenbogenfische ultramarin, boesemans, lachsrot ...............................3,0 - 4,0
Fadenfische (ohne Zwergfadenfisch) .......................................................3,0 - 4,0
Scalaren ....................................................................................................4,0
übrige Barsche .........................................................................................über 3 bis 8
Panzerwelse .............................................................................................3,0 - 4,0

Bei normal eingerichteten Aquarien (ebener Bodengrund, wenig Steine, keine Terrassen- oder Steinaufbauten) berechnet sich der Inhalt nach den Aussenmassen. (in dm gemessen, und multipliziert ergibt sich der Inhalt in Litern). Bei neu eingerichteten Aquarien mit stattlicher Anzahl Pflanzen rechnet man pro 3 l Wasser eine Düngeeinheit und wechselt das Wasser ca. alle 2 Monate zu 4 Fünfteln. Bei älteren Aquarien mit über 2 Jahre altem Bodengrund pro 4 - 5 l .Wasser eine Düngeeinheit. Bei alten Aquarien mit über 5-jährigem Bodengrund pro 5-7 l eine Düngeeinheit. Dabei braucht es keine Zusatzdünger und keine Bodengrundzusätze!

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