Liebe und Verständnis für das Aquarium

Wie richte ich ein Aquarium ein, damit es mir möglichst wenig an Aufwand abfordert und praktisch keine Hilfsmittel nötig hat? Das wird in diesem Buch beschrieben, hinter welchem nicht die Absicht versteckt ist, möglichst viel Zubehör verkaufen zu können, wie es heute üblich ist, sondern allein unter der geschickten Ausnützung der physikalischen Gesetze und chemischen Vorgänge eine umweltfreundliche, und wirklich biologische Methode aufzuzeigen, die sich in einer Züchterei über 40 Jahre lang bewährt hat. Darüber steht im Anhang an diese Leseprobe Näheres.

Gedruckt erhätlich für SFr. 11.80
Alle Schriften über die Aquaristik, zusammen bestellt, kosten SFr. 25.00
(Total der Einzelpreise: SFr. 35.50)

Eine Leseprobe mit einem Anhang enthalten die nachfolgenden Seiten:

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A. Perle Verlag
CH-4315 Zuzgen AG


Leseprobe aus: LIEBE UND VERSTÄNDNIS FÜR DAS AQUARIUM

Aus dem Kapitel:

Die Bodengrund-Frage

Jetzt aber zurück zum Bodengrund. Er besteht in allen Aquarien und bei allen Methoden zur Hauptsache aus Sand. Darum wollen wir diesen ganz genau betrachten und in allen möglichen Erscheinungsformen kennen lernen. Sand besteht aus kleinen und kleinsten Steinteilchen. Diese Steinchen sind nicht nur aus verschieden-artigstem Material, sondern weisen, gerade durch das Material bedingt, auch verschiedenste Farben und Formen auf. Obwohl der einfache Betrachter zumeist von der Farbe angesprochen wird, muss er doch vor allem als Aquarienhalter die Wirkung der Formen zuerst kennen lernen.

In der Natur sind die Sandkörner zumeist abgerundet. Je nach Material weisen sie zwar ganz verschiedene Formen auf, ihre Kanten aber sind gerundet, also mit einem Radius versehen. Es ist leicht zu erkennen, dass diese Erscheinung eine Folge des gegenseitigen sich Reibens im fliessenden Wasser ist, mithin also naturbedingt. Daher wäre es aus der Logik betrachtet gar nicht abwegig, diese gerundeten Formen als von der Natur gegeben im Aquarium zu verwenden, weil ja alle Pflanzen in der Natur auch wohl in derart gestalteten Sandkörnern stecken, gedeihen und wachsen. Ja, diese Logik ehrt sogar ihre Verfechter, weil sie sich immerhin von der Natur etwas eingeben lassen.

Alleine, das Aquarium ist leider nicht ganz den natürlichen Verhältnissen konform. Nicht nur, dass ihm eine grössere Wasserströmung fehlt, die nicht nur in Bächen, sondern durch Temperaturunterschiede bedingt auch in Seen und Teichen sich manifestiert. Nein, es fehlt vor allem auch am porösen Boden. Die Bodenscheibe eines Aquariums stellt den vollkommenen Abschluss unserer


Abb. 1 Nicht nur der Jahreszeitenwechsel, sondern auch das durch den Boden
sickernde Wasser unterscheidet die Natur von Aquarienverhältnissen


Miniatur-Natur dar, während in der Grossen Natur unter dem den Pflanzen zur Nahrung dienenden Bodengrund weitere Bodenschichten liegen, die durch ihre mehr oder weniger poröse Beschaffenheit das Wasser versickern lassen, oder oft auch Grundwasser ins Wasser strömen lassen. Dadurch wird der Bodensand in der Natur zumeist von einem zwar langsamen, aber stetig fliessenden Wasserstrom durchzogen. Dieser «Wasserstrom» bringt nicht nur Nährstoffe, sondern namentlich auch Sauerstoff in das Bodengefüge, so dass alle faulenden organischen (d. h. pflanzlichen und tierischen) Abfälle, die in grobem Bodenschichten sich einlagern, abgebaut werden können. Zudem findet dabei eine Temperaturangleichung zwischen Boden und Wasser statt. In der Grossen Natur findet aber auch, durch die verschiedenen Jahreszeiten bedingt, ein Wechsel des Bodengrundes statt, indem alle Bäche Sand mit sich führen und dadurch zeitweilig ganz neue Bodenschichten bilden, die dann während grosser und lang gedehnter Regenperioden, welche Bäche und Rinnsale zu reissenden Wassern werden lassen, wieder abgetragen werden. Das alles findet in unserem Aquarium ja glücklicherweise nicht statt. Wir haben und wünschen auch keine Jahreszeiten, ebenso wenig wie eine poröse und dabei durchlässige Bodenscheibe. Einzig Temperaturunterschiede haben wir zwischen Aquarienwasser und Bodengrund zu verzeichnen. Wenn wir diese Tatsachen gut ausnützen, so lässt sich auch der Aquarienbodengrund, zumindest teilweise, vom Wasser durchspülen.

Nun müssen wir, um für das Folgende Verständnis aufzubringen, vorerst die jeweiligen Wirkungen der verschiedenen Korngestaltungen kennen lernen: Scharfkantige Sandkörner halten das Wasser schlechter als runde oder rundkantige. Das ist zwar vorerst eine blosse Behauptung, die Sie aber leicht nachprüfen können, indem Sie einen Liter scharfkantigen Sand durchnässen, bis der Wasserspiegel zwischen den Steinchen sichtbar wird, und einen weitern Liter mit rund-körnigem Sand ebenso bewässert bereitstellen. Halten Sie nun eine Glasscheibe vor das den Sand enthaltende Gefäss, kippen dasselbe so, dass das Wasser durch einen kleinsten Spalt zwischen Scheibe und Gefäss zu sickern vermag, während der Sand zurückbleibt. Sie werden bestimmt bemerken, dass das Wasser aus dem scharfkörnigen Sand in der halben Zeit entweicht wie jenes aus dem rundkörnigen. Voraussetzung ist allerdings, dass beide Arten Sand dieselbe Korngrösse aufweisen.

 

Rundkörniger Sand (Quarz fünffach vergrössert) hält das Wasser fest und ist deshalb weniger  geeignet als scharfkantiger.

Scharfkantiger Sand (gebrochener Kies ca. fünffach vergrössert) lässt das Wasser am besten zirkulieren.

Ferner können Sie nassen, rundkörnigen Sand vorsichtig an eine senkrechte Glasscheibe werfen. Wenn Sie nicht zuviel Sand nehmen und vorsichtig werfen, bleibt er kleben wie der Verputz des Maurers.

Das bewirkt das vom Sand zurückgehaltene Wasser. Mit scharfkörnigem Sand gleicher Feinheit lässt sich das nicht machen, da er das Wasser sofort davon rinnen lässt.

Weil wir in unserm Aquarium zwar wohl einen Wasserdruck haben, aber keinen porösen Boden, sondern einen glatten und verschlossenen, der einen Gegendruck von gleicher Grösse dem Wasser entgegensetzt, so haben wir keine grosse Kraft, die das Wasser durch den Bodengrund treibt. Die kleine Kraft des Temperaturunterschiedes reicht aber nur aus, wenn das Wasser leicht durch den Boden fliessen kann und nicht von rundkörnigem Sand festgehalten wird.

Das hier Erörterte stimmt insofern nicht ganz, als auch beim rund-körnigen Sand eine leichte Bodendurchspülung stattfindet. Daran erkennen wir aber auch bereits einen zweiten Weg. Unter günstigen Umständen kann ein Aquarium mit rundkörnigem Sand sich ebenso gut entfalten wie das hier empfohlene mit scharfkantigem Sande. Allein weil die Bodenströmung hier grösser ist, ist auch die Wahrscheinlichkeit grösser, dass das Aquarium für lange Zeit sich schön entfaltet. Diese Feststellung ist keine Folge der Logik, sondern einer grossen und reichhaltigen Erfahrung. Die Logik soll diese Erfahrungstatsache nur begreiflich darstellen.

Eine weitere Wirkung auf die Bodenbeschaffenheit übt die Korngrösse aus. Zu feiner Sand wird beinahe wasserundurchlässig, während zu grober Sand zuviel Schmutz und Abfälle aufnimmt. Der aufgenommene Schmutz aber verschliesst den Boden auch wieder und macht seine Durchspülung problematisch. Zudem gibt es durch den Abbau der Abfälle und des Schmutzes — in der Aquaristik als Mulm bezeichnet — besonders bei Sauerstoffmangel unangenehme Gärerscheinungen, die das Pflanzenwachstum oft beeinträchtigen, wenn nicht gar verunmöglichen.

Eine Mischung der Korngrössen von 0.2—4 mm (40 % 0.2 - 1.0 mm, 30 % 1.0 - 2.0 mm, 15 % 2.0 - 3.0 mm, 15 % 3.0 - 4.0 mm) hat sich in der Praxis als Optimum erwiesen. Auch da gilt es wieder wie bei allen folgenden Problemen, dass andere Korngrössen den Erfolg nicht ausschliessen, ihn hingegen nicht so sicherstellen wie die genannte Mischung.

Der Sand muss vor dem Einbringen in das Aquarium ganz gut gewaschen sein: er soll so oft durchspült werden, bis dabei das verwendete Wasser klar bleibt. Viele Autoren geben teilweise ungewaschenen Sand an, was wiederum nicht falsch ist, aber nicht mit derselben Sicherheit zum Ziele führt. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass Bodengrundzusätze aus Erde oder gar Lehm selbstverständlich unserem angestrebten Prinzip zuwiderlaufen. Gut gewässerten (drei Tage im Wasser gelegenen und danach tüchtig ausgedrückten) Torf hingegen können wir mit Vorteil verwenden, wenn wir ihn ganz gut, aber auch wirklich ganz gut mit dem Sand vermengen. Da der Torf das Wasser hält, genau wie rundkörniger Sand, darf er nur im Volumen-Verhältnis von l Teil lockerem Torf zu 10 Teilen Sand verwendet werden und soll vor allen Dingen in feinst zerteilter Form im Sand enthalten sein. Ganze Klumpen oder gar — wie etwa empfohlen wird — eine ganze Schicht Torf verschliessen der Bodenströmung Tür und Tor und leisten damit einer ungesunden Zersetzung Vorschub.

Der Bodengrund soll überhaupt und generell keine «Schichten» enthalten, er soll gleichmässig und allenthalben gleich gut durchlässig sein. Als Ausnahme kann eine 5 mm hohe so genannte Deckschicht angesehen werden. Das ist einfach eine Schicht desselben Sandes, nur ohne Torfbeimengung. Da der Torf in äusserst kleinem Verhältnis zum Sand gemischt wurde, ergibt sich zwischen den beiden «Schichten» keinerlei Strukturunterschied, ja zufolge der nur 5 mm dünnen Deckschicht kaum ein Gehaltsunterschied, so dass wir im eigentlichen Sinne nicht von zwei Schichten reden können. Diese so genannte Deckschicht dient lediglich zur Verhinderung des Aufschwimmens der obersten Torfteilchen.

In manchen Büchern wird die Erwärmung des Bodengrundes empfohlen. Dazu ist folgendes zu bemerken: In den Anfängen der Aquaristik war es auch mit dem Wohnkomfort noch nicht zu weit her. Mit andern Worten: Während man sich mit aller erdenklichen Mühe um die Wassererwärmung eines Tropenaquariums bemühte, übersah man völlig die heute geradezu als unwohnlich angesehene Kälte der Räume. Dabei konnte natürlich die Bodentemperatur eines Aquariums um viele Grade niedriger sein als die Wassertemperatur, was sich allerdings nicht sehr günstig auswirkt. Indessen ist der heutige Wohnkomfort so allgemein geworden, dass es sich erübrigt, hier extra Wege zur Abhilfe aufzuzeigen. Eine Aufwärmung des Bodens über die Wassertemperatur hinaus kann zwar beschleunigtes Pflanzenwachstum zur Folge haben und ist dem Pflanzenzüchter eventuell ein Mittel zum Zweck. Da dieser Zustand aber ganz allgemein eine beschleunigte Umsetzung der Bodenverhältnisse mit sich bringt, leidet dabei die Sicherheit, die der Nichtfachmann doch vor allem schätzt, damit er in Ruhe und ohne Ärger sich der Freude hingeben kann.   ...............

Die schönste Bodenabdeckung besteht aus Rasen bildenden zwergwüchsigen Pflanzen; denn sie leben nicht nur selbst, sondern bieten dem Leben ganz allgemein eine äusserst günstige Voraussetzung. Nicht nur, dass sie eventuell hineinfallenden Laichkörner Schutz bieten, die Entwicklung eines winzigen Jungfischchens ermöglichen und zugleich Nahrung sammeln um diesen jungen und unbeholfenen Wesen den ersten gedeckten Tisch  nebst dem nötigen Schutz zu bieten. Nein, sondern auch als Mulm-"Verzehrer" und Sauerstoffspender begünstigen sie die Lebensverhältnisse eines Aquariums. Mehr hiezu ist unter der Behandlung der Pflanzen angeführt. ................

Total 102 Seiten,     Format A5     Einzelpreis SFr. 11.80



Einige Worte zur Geschichte dieses Buches

Als das Buch 1972 erschien, war es das erste, das vor allem für einfache Aquarienhalter geschrieben wurde, die mehr der Schönheit und des Ausgleichs wegen ein Aquarium anschaffen wollten, ohne sich allzu sehr mit der Problematik des innern Ablaufes und aller dabei möglichen Vorkommnisse beschäftigen zu müssen. Die darin enthaltenen Vorschläge und vor allem die darin beschriebene allereinfachste Methode, ohne Inanspruchnahme jedweder weitern Technik als jener des Kunstlichtes, waren in der Praxis meiner damals schon seit 8 Jahren bestehenden Wasserpflanzengärtnerei gereift und auch erprobt worden. Dieser Wasserpflanzenzuchtbetrieb war und blieb der einzige in Europa, der alle seine Wasserpflanzen für den Engros-Verkauf unter Wasser und zu denselben Bedingungen, wie sie sich in einem Aquarium vorfinden, vermehrte. Wer also konnte eine grössere Erfahrung mit dieser Methode haben? Und diese Methode ist so einfach und so sicher, dass sie sich sowohl in meinem Betrieb als auch bei allen meinen vielen Kunden aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Deutschland während den 40 Jahren meiner Geschäftstätigkeit, bis zur Aufgabe meines Geschäftes aus Altersgründen, erwiesenermassen bewährt hat – und sich selbstverständlich auch in Zukunft stets bewähren wird. Ja sie ist so sicher, dass es Zoofachhändler gab, die sich weigerten, das Buch zu verkaufen. Ihr Argument war folgendes: "Wenn das Buch von einem Kunden tatsächlich und aufmerksam gelesen wird, so wird er nie mehr in meinen Laden kommen (weil er ausser Futter und dem gelegentlichen Ersatz eines Fisches über Jahre nichts mehr braucht)". – Das war zwar tatsächlich auch bei unserem Pflanzenzuchtbetrieb der Fall, der alle Samstage auch für Privatkunden geöffnet war. Dafür brachten unsere Kunden aber auch immer wieder neue Kunden mit, die vom Erfolg ihrer Bekannten so begeistert waren, dass sie ihr Aquarium unbedingt auch nach dieser Methode einrichten wollten.

Während all dieser vielen Jahre haben sich die Naturgesetze nicht geändert, sodass diese Methode auch heute noch– ohne jede Technik, wie Lüftung, Filter und Kohlensäuregaben oder Bodengrundzusätze – funktioniert. Nur gibt es inzwischen so viele neue Theorien und durch sie so viele Technik, dass ein Neuling auf diesem Gebiet fast nicht glauben kann, dass eine so einfache Methode einen sicheren Erfolg bringt – angesichts so vieler Technik! Und mein Betrieb, als Beweis dafür, dass es eben dennoch immer und überall möglich ist, besteht nun nicht mehr. (Allerdings habe ich einen Nachfolger, der nach demselben Prinzip weiterarbeitet und weiterzüchtet.) Dennoch habe ich sicherheitshalber das "Warum" in meinem Buch "Über die Ernährung von Wasserpflanzen" so dargelegt, dass es jedem klar werden kann, dass und warum diese Methode so sicher ist. Die Erklärungen sind ergänzt mit den genaueren Angaben über die Düngewerte der einzelnen Fischarten und den Nährstoffverbrauch der einzelnen Pflanzenfamilien. Das unten abgebildete Aquarium von 600 Litern Inhalt (240 x 52 x 52 cm) zeigt, wie ein Becken nach dieser Methode, ohne jede Technik gepflegt, nach 30 Jahren aussieht. Wen das nicht überzeugt, der muss es unbedingt selber versuchen!

Total 102 Seiten,     Format A5     Einzelpreis SFr. 11.80



Bildlegende zu obigen Bildern

Obere Aufnahme: Das ganze 2.4 m lange Schauaquarium.

Die unteren beiden Aufnahmen:Zwei Detailvergrösserungen aus jenem Ort, der sich in der Gesamtaufnahme über dem jeweiligen Datailbild befindet.

Das zum Zeitpunkt dieser Fotos seit 30 Jahren immer mit denselben Pflanzen und demselben Bodengrund eingerichtete Aquarium wurde seit Beginn nie gefiltert, belüftet oder gedüngt. Sein Bodengrund wurde während der ganzen Zeit nie gewa-schen oder gar ausgewechselt. Die Düngung geschah die ganze Zeit über ausschliesslich mit den Exkrementen der Fische und der von ihnen ausgeatmeten Kohlensäure, sowie jener Kohlensäure, die durch den Zerfall der alten Pflanzenblätter wieder frei wurde.

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