Zum Problem der Ökumene

Viele gibt es unter jenen, die überhaupt noch einen Glauben an Gott haben – denn an die Wissenschaft zu glauben, die ihre Resultate stetig wieder korrigieren muss, ist auch ein Glaube – stellen sich die Wiederkunft Christi auf irgendeine Weise vor und begründen ihre Vorstellung mit Bibel-stellen. Aber das überlegt sich dabei keiner, dass er ja aus der Geschichte längst vergangener Zeiten mit Schrecken erkennen müsste, dass schon das erste Kommen Christi sehr genau vorausgesagt wurde – und ihn dennoch die wenigsten erkannten und annahmen. Denn er, der als Rat, Kraft, Held und Friedefürst angesagt wurde, kam in einem Stalle zur Welt und erlernte bei seinem Ziehvater den Zimmermannsberuf. Wie kann der Christus sein? – So dachten damals die meisten. Und heute? Das ist im folgenden Text bis ins Detail beschrieben.

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ZUM PROBLEM DER ÖKUMENE

Der in allen Religionen allmächtige Gott bedarf unseres Gottesdienstes nicht – und bedürfte er dessen, so wäre er alles andere als allmächtig. Aber der in allem ohnmächtige Mensch bedarf des Gottesdienstes in sich selber, um durch eine möglichst grosse Vereinigung mit Gott stets kräftiger und am Ende selig werden zu können.

Diese Vereinigung geschieht durch die Tat nach dem Worte Gottes, das nichts anderes von den Menschen verlangt, als völlig in der Liebe zu leben, und zwar zuerst und zumeist zu Gott und aus dieser Liebe dann erst auch zu den Menschen. Dass alleine eine solche Haltung des Menschen seine Seligkeit bedingen kann, liegt für den Einsichtigen auf der Hand.

– Fragt sich noch, wie weit diese Liebe gehen solle. Darüber steht in der Bergpredigt unter anderem Folgendes (Matth. 5, 44): "Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen". Und als gutes Beispiel dazu dient Jesu Erdenwandel. Er ist allem Bösen der Menschen mit wahrhaft Gutem begegnet und hat am Ende durch die Annahme des Kreuzes seines Leibes nicht geschont, um den Willen Gottes vollständig zu erfüllen.

Wenn wir das alles überdenken und uns bewusst werden, dass der Mensch das einzig frei entscheiden könnende Wesen der gesamten Natur ist, dessen Willensfreiheit von Gott so hoch respektiert wird, dass er sich in seinem Sohne lieber ihrem bösen Willen hingab, um sie durch die Erfahrung der grossen Liebe, die unsterblich ist, zu belehren, als dass er sie in ihrem freien, aber bösen Willen beschränkt hätte, so wissen wir durch dieses Beispiel, wie weit die Liebe in ihrer Toleranz reichen sollte. Bedenken wir nun daneben dann, wie es oft schon in unseren Ehen, von denen man glauben sollte, dass sie aus Liebe und Zuneigung geschlossen wurden, aussieht, dann können wir ausrechnen, wie schwer uns der Gottesdienst noch fallen wird, bis wir endlich nur dem Ehepartner siebenzig mal siebenmal (Matth.18, 22.) von ganzem Herzen vergeben können und gar, bis wir zu nur den ersten Anzeichen einer Feindesliebe gelangen, die ja mit dem Verständnis seiner Lage erst beginnen kann. Unter diesen Aspekten ist ein ökumenischer Gottesdienst ein ganz alltägliches, wenn auch äusserst schweres Handeln. Denn es umfasst ja schon die gewöhnliche Nächstenliebe alle Menschen.

Wo liegt denn da überhaupt ein Problem der Ökumene? Es liegt daran, dass man eine Ökumene der Kirchen sucht, die es nicht geben kann!! Denn die äusseren Formen sind stets verschieden und lassen sich nicht vereinigen. Sie sind aber noch dazu vergänglich und sollten deshalb abgelegt werden, damit wir uns vermehrt auf das Unvergängliche – die Liebe – konzentrieren können. Wir brauchen deshalb die äussere Kirche nicht zu verlassen, aber in ihr nichts Weiteres zu suchen – gleich, wie die reif gewordene Frucht sich nicht ängstlich um ihre sie haltende Schale kümmert – sie ist, mit dem neuen Leben in sich vereint, schon selber ein Ganzes.

Die alles vereinigen wollende Liebe aber extra noch als ökumenisch bezeichnen zu wollen, ist ebenso überflüssig wie die Bezeichnung: weisser Schimmel. Denn ein Schimmel ist immer ein weisses Pferd. Der wahre Gottesdienst, der in der Liebe besteht, ist also immer ökumenisch; einen andern – Pseudogottesdienst –  brauchen weder wir Menschen, noch weniger Gott.

Swedenborg sagte dasselbe in drei Sätzen so: "In den Augen des Herrn begründen die verschiedenen Lehren keinen Unterschied zwischen den Kirchen. Wenn man die Gottes- und Nächstenliebe zur Hauptsache des Glaubens machte, so überliesse man diese Lehrverschiedenheiten dem Gewissen des Einzelnen. Dann würde aus allen Kirchen eine einzige werden; alle Zwistigkeiten würden verschwinden und es würde das Reich des Herrn auf Erden entstehen".

P.S. Die Gegensätzlichkeiten der Lehren können nie mit Behauptungen aufgehoben werden, sondern eher mit Fragen. So erklärte mir einmal ein katholisch Gläubiger, dass das Essen der Hostie eine so starke Vereinigung mit Jesus bewirke, wie sie sonst nirgendwo stattfinden könne. Darauf gab ich ihm folgende Frage zur Antwort: "Es steht geschrieben, dass Gott Liebe sei und dass, wer in der Liebe bleibt, in Gott bleibe und Gott in ihm. Wie willst oder wie kannst du aber noch näher bei Gott sein als direkt in ihm und er in dir?"

Einem Weltuntergangverkünder sagte ich einmal: "Es ist Ihre Ansicht, dass die Welt dann und dann unterzugehen habe, und die meine kann von der Ihren wohlbegründet verschieden sein. Aber meinen Sie nicht auch, dass Irren (auch in der Auslegung) menschlich sei? Den Zeitpunkt bestimmt Gott; also ist es über-flüssig, dass wir beide, die wir keinen Einfluss auf den Zeitpunkt haben, uns darüber streiten. Wohl aber gibt es zu diesem Thema eine ganz andere Frage, die zu lösen für uns viel wichtiger wäre: Wie werden wir zu diesem Zeitpunkt dazu bereit sein? Sind Sie beispielsweise in der Feindesliebe schon so weit, dass Sie jederzeit und ohne Schwierigkeiten allen Ihren Feinden von Herzen (nicht etwa nur mit dem äussern Worte) vergeben können; ja, ihnen von Herzen Gutes für all das Böse entgegenzubringen, das sie Ihnen schon getan haben? Dann allerdings sind Sie mir weit voraus und es lohnt sich erst dann so recht, dass wir weiter miteinander reden, weil Sie, als augenscheinlich Stärkerer, mir in meiner noch grossen Unvollkommenheit darin vielleicht ein Bisschen weiterhelfen können, dass Sie mir beschreiben, über welche Wege Sie dazu gekommen sind." – Aber just an diesem für die Erlangung eines himmlischen Zustandes so wichtigen Punkte war mein Gesprächspartner am Ende seines Wissens.

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