Über die Wirkungen innerer und äusserer Verhältnisse

Viele Menschen entschuldigen ihre schlechten Eigenschaften mit widrigen Verhältnissen, in welchen sie gross geworden sind, oder in welchen sie sich gerade befinden. Das ist zur Entwicklung des eigenen innern Lebens der fatalste Trugschluss, der zwar meistens bloss aus Trägheit zur Entschuldigung vor den andern vorgebracht wird. Fatal deshalb, weil er dadurch dann auch zur Beruhigung des eigenen Gewissens herhalten muss. Bei einer solchen Sachlage aber ist dann die innere Entwicklung vollständig blockiert, die den Menschen aus all seinen ihn beherrschenden und ihn bedrückenden Schwächen herauswickeln (eben ent-wickeln) sollte, damit er sich in jeder Situation frei für das Bessere entscheiden kann, das alleine ihm eine innere Wärme und eine wohl erleuchtete bleibende Heimat abgeben kann. Die verschiedenen Sachlagen und Möglichkeiten werden hier beschrieben.

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ÜBER DIE WIRKUNGEN INNERER UND ÄUSSERER VERHÄLTNISSE

Es sind nie die äussern Verhältnisse, welche einen Menschen prägen, sondern nur seine Eigenart oder die innern Verhältnisse sind es, welche den Werdegang eines Menschen bestimmen. Äussere Vorkommnisse können zwar eine Entwicklung einleiten, aber die allgemeinen äussern Verhältnisse bestimmen weder die Richtung noch den Zeitpunkt, höchstens – durch ihre Konstanz – die Geschwindigkeit einer Entwicklung.

Die eigene Erfahrung äusserer Ungerechtigkeit beispielsweise kann als äusseres Vorkommnis die Entwicklung eines genau vergleichenden Denkens einleiten, welches stets mehr die Ungerechtigkeit als Störenfried der Ordnung erkennen lässt und deshalb die Ungerechtigkeit selbst zu bekämpfen beginnt, wo immer sie sich zeigt, bei andern und – in letzter Konsequenz – bei sich selbst.

Anderseits kann das Erleben, wie die Gesellschaft über eine äusserlich geschehene Ungerechtigkeit hinweggeht, als wäre sie nicht geschehen, als äusseres Vorkommnis zum Anstoss der Erkenntnis werden, dass Ungerechtigkeit zum Menschen gehöre, wie sein Leib, und kann damit – als Konsequenz daraus – eine Entwicklung auslösen, die in der Begehung stets grösserer Ungerechtigkeiten zum eigentlichen selbstsüchtigen Verächter des Rechtes, der Ordnung und damit des Nächsten führt.

Einzelne Vorkommnisse also können zwar eine Entwicklung auslösen oder einleiten, allgemeine äussere Verhältnisse aber können das nicht.

Es gibt Menschen, die können in der grössten Ungerechtigkeit noch ruhig bleiben, ja bei Krieg, Not und Elend noch munter Geschäfte machen. Haben sich solche dann von den äussern Verhältnissen beeindrucken lassen? Gar nicht! Im Gegenteil, sie haben nur einen innern, egoistischen Krämergeist, der bei allen äussern Verhältnissen nur darauf achtet, wie er diese seinem innern Krämergeist dienstbar machen kann, während andere an diesen Verhältnissen verzweifeln und zerbrechen und wieder andere sie bekämpfen.

Umgekehrt gibt es Menschen, welche bei scheinbar ordentlichen und gesunden äussern Verhältnissen keine Ruhe finden und sich nicht in sie schicken können, weil sie ein äusserst regsames inneres Leben und Erleben haben, welches mit Leichtigkeit voraus berechnend einsehen kann, dass nur innere Kraft und die volle Wahrheit, und nicht äussere Ruhe und äussere Scheinordnung eine gedeihliche Weiterentwicklung garantieren können, während doch die meisten Menschen über solche Verhältnisse glücklich sind.

Äusserliche Ruhe und Ordnung aber lassen den noch nicht vorgestärkten Geist erlahmen, sodass der Mensch zur Gewohnheitsmaschine wird. Nicht so der vorgestärkte Geist! Er ersieht in der Gegensatzlosigkeit und der Anstosslosigkeit äusserer Verhältnisse das Erlahmen und damit das Grab der innern, aufbauenden Betätigung des Geistes. Er sieht, wie seine Mitmenschen in der ihnen verliehenen innern Spannkraft verlieren, indem sie sich nur Äusserem zuwenden (weil ja das Äussere angenehm ist) und ihre innerste und ureigentlichste Kraft damit in den äussern Verhältnissen zerstreuen und dadurch verlieren. Derweil sammelt sich hingegen ein bereits vorgestärkter Geist im Studium der innern und äusseren Verhältnisse und ihrer Wechselwirkungen zueinander, und nimmt daher an Ernst, Konzentration und Stärke seiner Vorstellungskraft zu. Er prüft anhand der Folgen solcher "guten" Zeiten sein Urteilsvermögen, das ihn die Dinge voraussehen liess

Es entscheiden also nie äussere Verhältnisse über die Entwicklung eines Menschen, sondern nur innere! Und wäre es nicht so, wie könnten sich im Kriege zwar einerseits Bestien aber anderseits auch Philosophen entwickeln und wie könnten sich in ruhiger Zeit nicht gleichzeitig Geist-Tote und Revolutionäre entwickeln?

Also kommt alles auf die innern Verhältnisse an und es ist deshalb von allergrösster Wichtigkeit, vor allem diese äusserst genau zu kennen, sie zu erforschen und dann auch zu ordnen und auszurichten nach der Nützlichkeit für das Gedeihen der eigenen wie auch der andern Wesensentfaltung.

Die Liebe, als die einzig treibende und gestaltende Kraft des Universums ist das Inwendigste eines jeden Wesens und darum auch dessen Kern! Ist diese Liebe stark, so wird sie vieles zuwege bringen – Gutes und Schlechtes oder beides, je nach ihrer Artigkeit. Ist diese schwach, so wird sie nur Weniges oder am Ende gar nichts zuwege bringen und sich stets mehr verlieren.

Also muss sich die Liebe stets sammeln dadurch, dass sie nichts ergreift, das sie zerstreut. Das Einzige, das nicht zerstreut, ist aber wieder nur die konzentrierte Liebe, wie sie rein und vollständig nur in Gott zu finden ist – in Gott, als dem Inwendigsten aller Dinge. Alles Äussere ist so lange Schein, als dessen Entstehung nicht aus dem Grunde der innern Triebkraft erkannt wird. So scheint zum Beispiel das Licht die treibende oder ziehende Kraft des senkrechten Triebwachstums einer Pflanze zu sein. Aber es wachsen Pflanzen in einem absolut dunklen Raum ebenfalls senkrecht, und das bis zu einer beträchtlichen Höhe, sofern ihr Wurzelwerk von frühern Jahren her gut ausgebildet ist. Wenn ihre Triebe dabei auch weiss bleiben, so besagt das nur, dass sie erst durch das Licht hoffnungsvoll grün werden können – wie auch der aus der Wärme der innersten Liebe erkeimende Wunsch oder Trieb erst beim Lichte des Erkennens der Möglichkeiten seiner Verwirklichung zur Hoffnung dieser Liebe werden kann. Es besagt jedoch nicht, dass diese Triebe für ihr Wachstum das Licht gebraucht haben. Für ihr Wachstum war nur ein gewisser Grad von Wärme notwendig, weil bei Frost kein Pflanzenwachstum stattfindet. Und für die Richtung seines Wachstums war alleine die Schwerkraft der Erde massgebend, der es zu entfliehen gilt, weil in der puren Materie nur wenig Raum zur Lebensentfaltung besteht. Erst wenn die Pflanze in ihrer neu erwachten Lebendigkeit auch Licht erhält, beginnt sie sich nach diesem zu orientieren und zu richten. – Genau gleich verhält es sich beim Menschen, der sich auch erst in der Wärme seiner erwachten Liebe zu einer fernern Tätigkeit erregen muss. Und dabei ist es dem freien Willen des Menschen überlassen, ob er sich – wie die Wurzel einer Pflanze – in die Tiefe der Materie versenken will, oder – wie der Stängel oder der Trieb einer Pflanze – in die Höhe, vom Druck der Materie hinweg, bewegen will. Aber erst das Licht bestimmt ihn dann über sein Erkennungsvermögen in eine bestimmte Richtung. Und dabei kann es dann durch äussere Umstände geschehen, dass das Licht nur von der Seite her zu ihm dringt, wenn er nicht gleich zu Beginn seines Regerwerdens kraftvoll von der Schwere der Materie hinwegstrebt, weil in einem solchen Falle andere ihm zuvor den freien Platz über ihm, von woher das Licht eigentlich kommen sollte und naturgemäss auch wirklich kommt, bereits ausgefüllt haben. Vielleicht solche, die sich nicht nur auf ihr eigenes, etwas mühsames Emporkommen konzentrieren, sondern sich lieber, den Platz der andern nutzend, träge auf der Materie dieser Erde hinwälzen, weil ja vorderhand noch genug materieller Platz vorhanden ist. Bei den Pflanzen sind das solche, die auch im Alter keine eigene Kraft in ihrem Stamme oder in ihrem Trieb entwickeln. Und bei den Menschen sind es solche, denen alle höhere Vernunft entbehrlich erscheint, solange sie nur mit ihrem geschäftstüchtigen Denken und Trachten möglichst viel irdischen Gewinn für sich ergattern können. Solche werden dann unter anderem gerne Politiker, Priester und Ärzte, die sich für das bloss versprochene Fortkommen anderer gerne gut bezahlen lassen. Sie gleichen in ihrem Wesen den Schlingpflanzen, die sich gerne durch den geradestämmigen Wuchs edler Bäume emporheben lassen. Solche Bäume tragen dann die ganze Last ihres trägen Seins – wie die Gläubigen die Last ihrer nach Gewalt und Reichtum strebenden Lehrer und Priester. Wären sie – etwa den immergrünen Tannen gleich – zielorientiert dem Lichte der Wahrheit entgegengestrebt, so hätten an ihrem Standort – der von ihnen bald und leicht entwickelten Krone wegen – keine solchen Schmarotzerpflanzen aufkommen können, da für sie zu wenig Licht übrig geblieben wäre. So wie auch bei solchen Christen, welche das Wort Gottes – als ihr Erkenntnislicht – in seiner Ganzheit aufzunehmen bestrebt sind, bald verstehen lernen, was gemeint ist, wenn geschrieben steht: "Es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geiste und in der Wahrheit, denn der Vater will haben, die ihn also anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Joh. 4, 21, 23 und 24) oder "Das Reich Gottes kommt nicht mit äusserlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch." (Lukas 17, 20 und 21) sondern ist inwendig". Sie beginnen es auch da, nämlich in ihrem aufrichtigen Herzen und ihrem liebebeflissenen Gemüte, zu suchen. Und mit der Wärme ihrer erwachten Liebe zu ihrem Ursprung, zu ihrem Ausgangspunkt, den sie auch durch das deutlichere Vernehmen ihres Gewissens bestätigt finden, werden sie es bald in sich selber zu entdecken beginnen und dann auch bald die Früchte erkennen, die ein solches Erkenntnislicht bei der werktätigen Aufnahme in ihnen erzeugt. Sie werden bald einmal Gott mehr zutrauen als sich selbst und darum von Gott auch durch manche Vorkommnisse in ihrem Leben stets mehr zu ihm hingezogen sein, gleich wie ein gerader Stamm vom durch nichts behinderten Licht in die Höhe hinaufgezogen wird. Bei solchen haben dann weder Priester, noch Ärzte und Politiker etwas zu suchen. Sie stehen in den Augen der andern souverän und wie für sich selbst da, weil die andern weder eine Kraft der Wärme in ihrem Gemüte, vielen äusseren Widerstände zum Trotz, entwickelt haben – und darum auch nicht kennen –, noch die Richtung erkennen, von woher das wahre Licht kommt, das ihnen eine von der Materie unabhängige Freiheit vermitteln kann. In Wirklichkeit jedoch waltet eine viel grössere Kraft in ihnen, die von den andern aber darum nicht erkannt wird, weil sie sie nie gesucht haben und sie und ihr Wesen darum auch nicht kennen, ja sie darum sogar nicht einmal für reell existent halten. Jene vielen Menschen aber, die der Materie und damit auch der Masse mehr verbunden sind als dem Licht mit seiner innern Freiheit, klammern sich an jene, die sie lebenslang beschatten, und stossen derweil die freien und gesund entwickelten Gemüter von sich, weil sie ihnen unverständlich sind und auch unverständlich bleiben müssen. Später dann auch aus dem Grunde, weil sie das Licht scheuen, das ihre Irrwege und Frevel offenbaren könnte.

Also muss die Liebe, welche sich stärken will, was nur durch möglichst grosse Gleichartigkeit und Gleichgerichtetheit geschehen kann, vor allem nur die Wahrheit suchen und ergreifen. Die Wahrheit alleine ist das in jedem Wesen gleich wirkende Prinzip, und alles, was ihr zuwiderläuft, ist Lüge, Trug und damit Zerstreuung, also letztendlich Schwächung jener Liebe, die sich solche Dinge einverleibt durch ihren Gefallen und ihr Festhalten daran.

Ein weltweites und zu allen Zeiten gegenwärtiges Beispiel mag das verdeutlichen: Armut und Reichtum.

Es ist nur eine Teilwahrheit, dass die Reichen viel und die Armen wenig haben, und dieser Teil bezieht sich nur auf die Welt und somit auf das Vergängliche. Sie haben vieles davon, was eigentlich ihren Nächsten gehören würde. Sie verbreitern sich, anstatt sie sich erheben. Im Geistigen oder Ewigen liegen die Dinge umgekehrt! Der Arme hat das grösste Vermögen der vollen, unbegrenzten Freiheit völlig zu eigen, nämlich sich selbst; so, wie er ewig, auch über dem Grabe, sein wird; während der Reiche nur äussere Schätze hat und sein Vermögen darum nur leihweise – nämlich für die Zeit seines Erdenwandels – und der dabei an seinem Eigentum in jenem Masse verliert, in welchem er sich an seine äussern Schätze hängt. Des weitern hat der Arme auch dann viel Zeit, wenn er für den Reichen unablässig arbeiten müsste, weil ja seine Gedanken nicht der Arbeit gelten, sondern der Erkennung der äussern und mit der Zeit dann auch der innern Situation.

Nutzt der Arme diese Schätze, so wird er stets reicher; nutzt er sie aber nicht, so bleibt er wie er ist, verliert er sie aber, so wird er stets ärmer, ja doppelt arm. Verlieren kann er sie aber, wenn er tut, wie die Reichen tun; wenn er nämlich äusserlich zu denken anfängt und dabei seine Begierden und Wünsche an das Äussere hängt. Dadurch zerstreut er seine Liebe und entfernt sich von sich selbst, ohne, dass er im Äusseren dadurch etwas gewinnen kann. Er sollte vielmehr im Innern tätig werden und sich entwickeln und im dabei stets heller werdenden Zustande erkennen, dass nicht nur der Reiche gieret nach dem, was eigentlich bereits seines Nächsten wäre, sondern auch er, der Arme selbst, dasselbe in sich tut, wenn er äusserlich denkt, und dass es ihm in der derzeitigen Stellung nur nicht möglich ist, seine Gedanken im Äussern auszuführen. Solange ihm im Äussern etwas gefällt, welches er über oder vor das Innere stellt, solange auch wäre er als Reicher derselben Versuchung erlegen, wie der derzeitige Reiche. Und würde er nur sagen wollen, dass es seine Kinder in der Welt einmal besser haben sollten, als er selbst (was doch in aller Welt Augen als ein selbstloser Wunsch und als Elternliebe angesehen wird), so wäre er nicht besser, als der Reiche. Denn er müsste es ja an sich selbst erfahren haben, dass nur äussere Not die innere Kraft stärkt und dass nur eine starke innere Kraft die Fähigkeit besitzt, sich zu reinigen, gleichgerichtet zu werden nach dem Geiste und der Wahrheit. Also müsste er nur sorgen, dass seine Kinder einmal in ihrem Innern nicht so arm und verblendet werden, wie die derzeitigen Reichen, und er gäbe damit seinen Kindern das Beste, welches nicht nur auf der Welt, sondern vor allem in der Ewigkeit für wahre Seligkeit bürgen würde. Ja, solche Kinder, welche ungetrübt das Wahre vom Falschen und vom Schein unterscheiden können, sind erst so recht geschickt und gefestigt, auch einen äussern Reichtum ohne innern und damit ewigen Schaden zu überstehen. Und wenn es schon eine Führung gibt, so muss diese doch vor allem darauf sehen, dass alles sich vervollkommne, ohne dass dabei etwas Schaden erleide. Also kann ja ein Armer nur durch solch ein inneres Erkennen gerecht ein Reicher werden, und nicht dadurch, dass er dem äusserlich Reichen etwas wegnimmt, entweder durch Geschicklichkeit oder Diebstahl.

Das wäre eine Missionspredigt an die übergrosse Zahl der Armen dieser Welt! Damit würden sie nicht nur innerlich reich, sondern auch in äussern Verhältnissen mehr und mehr – immer aber ihrer zunehmenden innern Kraft entsprechend – sorglos werden. Nur müssten jene, die das predigen, zuvor bei sich selber alles ans Innere gesetzt haben und nicht Äusseres gesammelt haben, wel-ches sie ja dann auch verwalten müssten, was ihnen wieder Zeit fürs Innere nehmen würde, und was die Armen gar wohl merken würden. Denn mehr als alle Worte wirken Taten und Vorbilder und wer zwar gut predigt, aber schlecht tut und im Schlechten ein Vorbild ist, der redet zwar gut, wirkt aber Schlechtes.

In diesem Sinne predigten die früheren Missionare – wenn nicht gerade gut, so doch nicht bloss schlecht –, verdarben aber durch ihr handelndes Vorbild die gute Saat ihrer Predigt selbst. Die heutigen Missionare aber predigen schon schlecht, weil sie die äussern Verhältnisse ändern wollen, anstatt die innern oder ewigen!

Wann hat Jesus je zu einem Armen gesagt, dass die Reichen ihm geben sollten? Nein, im Gegenteil, er sagte nur, dass man vor allem das Reich Gottes (die mit der Wahrheit vereinte Liebe) suchen solle, alles andere würde dem derart Suchenden schon zukommen. Nur dem reichen Jüngling selbst riet er, das ihn innerlich krankmachende (seinen Reichtum, dessentwegen er nicht das ewige Leben schon in seinem Leibe verspüren konnte) abzulegen, indem er es unter die Armen verteile. Nur jenen, die also vom Äusseren gefangen gewesen waren, riet er zu einem äussern Mittel – nämlich zur Ablegung ihrer Fessel: des äusseren Reichtums –; allen andern, die schon frei waren, riet er nur, stark zu werden im Reiche Gottes, weil ja dann alles Weitere schon zu ihnen komme – eben in jenem Masse, in welchem sie es ohne Seelenschaden ertragen können.

Ein Tor also, der nach äusserer Last (Reichtum und äusserer Belustigung mit all ihren Versuchungen) ruft und lechzt und dennoch nicht stark genug ist, diese zu tragen. Er ist es, der im äussern Verhältnis Erlösung und Erfüllung sucht, in seinem innern Verhältnis, welches Ewigkeiten überdauert, aber Schaden nimmt.

11.3.1987

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